Die Markthändler werden den Vertrag, den die Stadt ihnen vorgelegt hat, nicht unterschreiben. „Wir sind der Meinung, dass es sich hier um einen Erpresservertrag, einen Knebelvertrag handelt. Da machen wir nicht mit“, sagt der Sprecher des Marktverbandes Norbert Noack.

Rund 30 Händler waren zur Krisensitzung gekommen, Ende des Monats läuft der Vertrag für die Schloßstraße aus. Die Zeit drängt. Die Stadtverwaltung ließ noch einmal verkünden: „Wir sind an den Beschluss der Politiker gebunden, der hat für uns Rechtskraft.“ Heißt: Sollten die Markthändler den Vertrag nicht unterschreiben, dürfen sie ab 1. April ihre Stände nicht mehr aufbauen.

Eine Mehrheit aus SPD, FDP und Grünen hatte sich für die neuen Vertragsbedingungen ausgesprochen: Erhöhung der Pacht um 150 Prozent nach dem Umzug vom tristen Rathausmarkt auf die belebte Schloßstraße. Danach müssen die Händler im Monat gemeinsam 5000 Euro an Standgebühren aufbringen. Zweite Forderung: Die Händler müssen für ein optisch angemessenes Erscheinungsbild sorgen. Die Obstkisten sollen hinter grün-weißen Folien verschwinden.

Das drohende Ende des Marktes war gestern das beherrschende Thema auf der Schloßstraße. Vor allem Kunden regen sich auf: „Die ham’se nicht mehr alle“, war da noch der harmloseste Vorwurf. „Der Markt ist doch das einzige Attraktive auf der Schloßstraße, endlich mal wieder eine Belebung. Und die setzt man nun aufs Spiel!“ Die ältere Dame hat kein Verständnis für die Entscheidung.

Es gehe, so Noack, nicht nur ums Geld. „Es ist doch Unsinn zu fordern, den Markt bis 18 Uhr zu betreiben. Die Obst- und Gemüsehändler müssen schon morgens um drei Uhr wieder zum Großmarkt. Unmöglich!“ Die geforderte optische Verkleidung wird als teurer und unsinnig abgetan: „Kein Markt verlangt so etwas. Wir können nicht je nach Stadt unsere Stände neu verkleiden“, meint ein Händler.

Einen letzten Versuch wollen sie starten und mit der Politik noch einmal das Gespräch suchen. Doch ob die Mehrheit ihre Meinung noch einmal ändert und den Beschluss kippt, ist kaum zu erwarten. Die SPD sieht keinen Bedarf, hält die finanzielle Belastung auf der 1A-Meile der Stadt für tragbar und angemessen und ist überzeugt, dass ein neuer optischer Auftritt der Marktstände keine Unsummen verschlingen wird. Die CDU denkt anders. Bürgermeister Markus Püll warnt vor einem „Crash-Kurs, bei dem am Ende auch die Stadt als Verlierer dasteht“. Er fordert: Zurück an den Verhandlungstisch mit dem Ziel, einen tragfähigen Kompromiss zu erzielen.

Die Stadt will Anfang April die Marktflächen neu ausschreiben, einen neuen Betreiber suchen. Sie bietet aber auch jedem Händler an, eine Sondernutzungsgenehmigung zu beantragen, die allerdings teurer ausfallen würde.

Kampflos wollen die Markthändler das Feld nicht räumen, mancher kommt schon seit Jahrzehnten nach Mülheim. Ihr Protest soll zunächst eher ironisch ausfallen, goldenen Nasen wollen sie sich aufsetzen, Sparschweine an den Ständen aufstellen, grün-weiße Luftballons aufhängen.

Sie wollen aber auch die Bürger um Unterstützung bitten. Und die könnte groß ausfallen. „Ich bin sicher“, sagt Theo Henninghaus, dessen Eltern schon auf dem Mülheimer Markt standen, „dass ich in kürzester Zeit Hunderte von Unterschriften bekäme.“