Etliche Schilder rund um die Leineweberstraße hat die Stadt zum Projektstart von „Simply City“ (zur Vereinfachung im Verkehrsraum) abgedeckt. Verkehrsexperten erscheinen sie überflüssig, sie werden abmontiert. Ein Schild aber bleibt an der Stelle, wo der Dickswall in die Leineweberstraße mündet.
Und dieses Schild wird wohl nicht so schnell verschwinden: Durchfahrt verboten! Durch die Blume ließ die Stadtverwaltung nun durchblicken, dass eine Öffnung der Straße für den Verkehr von Ost nach West die Infrastruktur vor Ort überlasten würde.
Klaus-Dieter Kerlisch, Leiter des Amtes für Tiefbau und Verkehr, deutete dies im Planungsausschuss allerdings nur zaghaft an, wohl um sich keinen Ärger mit der SPD einzuhandeln. Zu den Fakten: Nach Abschluss der umfangreichen Straßenbauarbeiten in der Innenstadt hat die Stadt Ende August 2009 an zwei Tagen das Verkehrsaufkommen an den Knotenpunkten der Ost-West-Achse zwischen Dickswall und Mühlenberg-Kreuzung aufgenommen; jeweils zur Hauptzeit zwischen 16 und 17 Uhr.
Ergebnis: Im August lag die Verkehrsbelastung an den meisten Messpunkten 10 bis 20 % unter den Werten, die die Stadt vor der Baumaßnahme prognostiziert hatte. Dies, so Kerlisch, sei nicht verwunderlich, schließlich stünden noch weitere Bauprojekte an, die Auswirkungen auf die Verkehrsführung hätten: Ruhrbania-Bebauung, Umbau im Umfeld des Tourainer-Rings, Wiederbelebung Rathaus, Ruhrbanium. Kurzum: Das Verkehrsaufkommen zwischen Schlossbrücke und Dickswall dürfte noch zunehmen und an die Prognosewerte heranreichen.
Für die diskutierte Aufhebung der Einbahnstraßenregelung an der Leineweberstraße bedeutend: Schon jetzt liegt Kerlisch die Kreuzung am Berliner Platz „im Magen“. Obwohl die Prognosewerte dort noch gar nicht erreicht sind, gibt es Probleme im Verkehrsfluss. Wer von West nach Ost fährt, muss sich schon heute oft in Geduld üben. Kerlisch sieht bei den Ampelschaltungen auch keine Möglichkeit mehr zur Optimierung.
Das heißt: Der Knotenpunkt am Berliner Platz kann zusätzlichen Verkehr aus Richtung Forum nicht verkraften. Im August befuhren zur Hauptverkehrszeit 673 Fahrzeuge die Leineweberstraße Richtung Forum, prognostiziert werden 831. Will man dieses Verkehrsaufkommen auch in Gegenrichtung zulassen, müssten am Berliner Platz die Grünphasen für Verkehr aus anderen Richtungen und für Fußgänger zusätzlich eingeschränkt werden. Nicht zu machen, deutete Kerlisch an, „weitere Verkehrsströme sind schwierig aufzunehmen“.
Claus Schindler (SPD) mochte sich damit nicht abfinden. Die Kreuzung Berliner Platz sei nur jeweils zwei Stunden morgens und nachmittags stark befahren. Er könne sich daher ein dynamisches Verkehrsleitsystem vorstellen. Sprich: Jeweils zu Spitzenzeiten könnte etwa eine elektronische Anzeige geschaltet werden, die die Durchfahrt der Leineweberstraße verbiete – aber eben zeitlich auf wenige Stunden begrenzt.