Über der Bühne schweben Luftballons und es regnet Tischtennisbälle. Der große Künstler Herman van Veen wird jetzt bald 65 Jahre alt, ist aber in seinem Herzen noch jung geblieben. Er präsentierte in der Stadthalle sein aktuelles Programm „Im Augenblick“.
Der studierte Geiger aus Utrecht und weise Schöpfer der fröhlichen Ente Alfred J. Kwak bleibt im Zeitalter der digitalen Kunstprodukte und musikalischen Monster ein leuchtender Stern am Himmel des europäischen Show-Business.
Sollte sich Herman van Veen mit einem Lebenslauf bewerben müssen, so wäre er Clown, Poet, Pantomime, Chansonnier, Geiger, Bandleader, ein begnadeter Erzähler kleiner versauter Witze und auch ein begabter Sänger, der sogar die große Oper singen könnte. Wenn er denn wollte. Vor nun fast 45 Jahren begann Herman van Veen mit seinem kongenialen Partner und Pianisten Erik van der Wurff durch die Lande zu ziehen und in den Niederlanden, in Deutschland, in Frankreich und sonst wo ein treues Millionen-Publikum für sich und seine schöne Kunst zu gewinnen.
Zum Auftakt gab es in der erneut sehr gut besuchten Stadthalle seinen Tournee-Hit „Es regnet“ als heiteres akustisches Mitmachspiel mit Blitz und Donner. Schnell war der lange Herman in seinem Element, musizierte temperamentvoll mit seinen charmanten Geigerinnen Jannemien Cnossen und Dorit Oitziner, die sich im Laufe der Show auch als wunderbare Sängerinnen vorstellten.
Zum Ensemble, das sich nach vielen Stationen einer langen Tournee unter der liebevollen Regie des „Opas“ Herman als gut gestimmte Familie präsentierte, gehört auch die klassisch ausgebildete Gitarristin Edith Leerkes, die ihr Publikum mehrfach mit solistischen Einlagen begeisterte, die irgendwo an Pat Metheny oder an manche unsterbliche spanische Virtuosen erinnerte.
Doch Herman van Veen, der auch seine alten Hits und seelenvolle Liebeslieder wie „Amsterdam Süd“ mitgebracht hatte, verkörpert nicht nur ein umtriebiges musikalisches Wunder, sondern ist auch ein begnadeter Conférencier und ein Meister des bisweilen skurrilen Humors, der zwischendurch gerne einmal mit seinem Freund Max oder mit seinem Enkel telefonierte. Wunderbar ist und bleibt die Nummer, in der Herman zunächst am Piano auf mehreren Telefonbüchern Platz nimmt und dann im theatralisch umwerfend komischen Vortrag den hochintellektuellen Musik-Theoretiker gibt, der eine ganze Zunft furios auf die Hörner nimmt.
Und ganz im Hintergrund sitzt dann da immer noch der kleine Erik van der Wurff am Flügel, der auch mal Bass spielt und dessen Kompositionskunst und Witz für Herman van Veen seit den späten 60er Jahren immer ein Glücksfall gewesen war.