Die Experten von Thyssen-Schachtbau durchziehen mit ihren Schächten und Stollen den Erdmantel. Ein Netz, dass von Mülheim aus kontrolliert und vorangetrieben wird.
Schön warm ist es in den neuen Büros von Thyssen-Schachtbau an der Sandstraße, dem neuen Domizil des Mülheimer Unternehmens. Doch in den Büros und Werkstätten arbeitet nur etwa die Hälfte der 1500 Beschäftigten der gesamten Unternehmensgruppe. Ein großer Teil der Techniker und Arbeiter ist vor Ort, irgendwo auf der Welt, wo Thyssen-Schachtbau in den kalten Untergrund vordringt.
Ganz aktuell im sibirischen Norilsk. Um diese Zeit liegen die Temperaturen dort bei minus 40 Grad. Schneestürme erschweren zudem immer wieder die Arbeit. Das Auftragsvolumen, das Thyssen Schachtbau als Generalunternehmer hier übertragen wurde, umfasst die Errichtung einer kompletten Bergwerksanlage, bis in die Tiefe von über 2000 Metern.
Von Krise keine Spur
Von Krise ist keine Rede an der Sandstraße, im Gegenteil. Die Stimmung ist gut bei den Mitarbeitern von Thyssen-Schachtbau, die vor einem Jahr ihr Gebäude an der Ruhr- Straße verlassen haben, in das die Oberbürgermeisterin und die Dezernenten eingezogen sind. Seit vielen Jahren produziert auf dem Gelände an der Sandstraße schon die Tochterfirma TS Technologie und Service GmbH, die demnächst ihre technischen Möglichkeiten durch den Erwerb eines Großbohrwerks stark ausbauen wird, berichtet der Vorstandschef von Thyssen-Schachtbau, Michael Klein.
Thyssen stieg Ende des 19. Jahrhunderts in den Steinkohlenbergbau ein. Lange war der Bergbau die Domäne, heute arbeitet nur noch ein Viertel der Belegschaft in diesem Sektor. Das Unternehmen hat sich viele neue Arbeitsgebiete erschlossen, betonen Michael Klein und Werner Lüdtke vom Vorstand. Doch fast immer geht es in die Tiefe. Wo es Rohrstoffe gibt, dort gibt es Thyssen-Schachtbau. In den letzten 100 Jahren wurden weltweit über 200 Kilometer Schächte abgeteuft. Die Mülheimer sind Weltspitze.
180 Millionen Euro Jahresumsatz
Als ein herausragendes Projekt in Deutschland nennen Klein und Lüdtke das Abteufen der Schächte Gorleben. Und noch ein Großprojekt heben sie hervor, weil es die Vielfalt der Geschäftstätigkeit zeigt: Die Deutsche Innenbau GmbH, die zum Unternehmen gehört, übernahm den Innenausbau des Airrail Centers am Frankfurter Flughafen. Und weil die Geschäfte – der Jahresumsatz betrug 180 Millionen Euro – laufen, bildet das Unternehmen intensiv aus: Für die Kälte in sibirischen Weiten, aber auch für den Schreibtisch im warmen Büro.