Mülheim. .

Der Endspurt hat begonnen: Kurz vor dem tollsten der tollen Tage ging es noch einmal richtig närrisch zu in der Stadt. Karnevalssamstag mussten sich die Mölmschen Jecken entscheiden, wo sie schunkeln wollten. Es standen reichlich Sitzungen zur Wahl.

Ein wenig wie ein Mix aus Disco und Konzert kommt die Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft (KG) Blau-Weiß 1947 im Altenhof daher. Das Saallicht ist aus, nur die Bühne ist erleuchtet. Dort sitzt, leicht erhöht, der Elferrat im bunten Scheinwerferlicht. Sitzungspräsident Thomas Straßmann hat sich mittig positioniert. Das Mikro lässig in der Hand, führt er launig durchs Programm und nutzt dabei die bewährte Taktik, an ausgewählten Stellen begeistert lauter zu sprechen, um die Jecken unten mitzureißen. Dann dröhnt seine Stimme aus den Boxen. Auch die Musik ist voll aufgedreht. Unterhalten kann man sich nur schreiend. Aber wer da im Altenhof sitzt, will nicht plaudern, sondern schunkeln – und das kann man bestens. Die Stimmung im Saal ist ausgelassen. Die meisten der 400 Gäste sind verkleidet gekommen.

Natürlich schauen die Tollitäten vorbei – und der Auftritt des Kinderprinzenpaars zeigt, wer richtig jeck ist. Prinz Mirko I. und Prinzessin Sandy I. bringen wie bei jedem Auftritt ihren „Piratentanz“ auf die Bühne. Nach vier Monaten fünfte Jahreszeit können den einige schon mitmachen.

Auch sonst wird viel getanzt im Altenhof. Die Garden, Mariechen und das Tanzpaar der Blau-Weißen begeistern und sie werden alle nicht ohne Zugabe von der Bühne entlassen. Zudem zu Gast ist die Aachener KG Eulenspiegel. Die Lacher auf seiner Seite hat Büttenredner „Der Zerdötschte“ – auch wenn sein Humor meist platt unter die Gürtellinie zielt. Richtig rund geht es beim Quartett „Take a chance“. Die Sänger bringen zehn Jahre ABBA in 45 Minuten auf die Bühne. Zu flackernden Discolichtern und ohrenbetäubender Lautstärke reißen sie die Jecken problemlos mit.

Nur ein paar Straßen weiter geht es ebenfalls närrisch zur Sache: Die MüKaGe feiert im Handelshof ihre „Närrische Ballnacht“. Außerdem schunkeln die Gäste der Gesellschaft „Knattsch gek“ an Bruchstraße.

Zur Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Blau-Weiss trat auch das  Kinderprinzenpaar, Prinz Mirko Schuster, Prinzessin Sandy Matuszczak, auf Foto : Andreas Köhring
Zur Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Blau-Weiss trat auch das Kinderprinzenpaar, Prinz Mirko Schuster, Prinzessin Sandy Matuszczak, auf Foto : Andreas Köhring

Gediegen geht es auf der anderen Ruhrseite zu. Die Mölmschen Houltköpp haben bei ihrer Sitzung in der Stadthalle orangefarbenes Licht gewählt und die Bühne hell ausgeleuchtet. Auch Sitzungspräsident Markus Prinz bleibt am Mikro ruhig und gelassen, auf einen Elferrat hat man hier verzichtet.

Gerade spielt das ArDo Orchester klassische Schunkel-Klänge. Und wirklich, zu „Wer hat so viel Pinke-Pinke, wer hat so viel Geld?“ geht’s kräftig von links nach rechts. 300 Gäste sind da, auch Kinder sitzen an den langen Tischreihen. Die Stimmung hat etwas von Familienfeier. Besonders die Kleinen schauen beim Showtanz der Garden genau hin: Immerhin lautet dessen Thema „Afrika“ samt Bühnenbild vom „König der Löwen“. Anschließend tanzt der Saal mit den Kindern und fliegt wie ein Flieger.

Auch in der Stadthalle schauen die jecken Blaublüter vorbei. (Diesmal die große) Prinzessin Sandy I. und Prinz Markus I. sind aber sichtlich in Zeitdruck. Ihr Sessionslied lassen sie ausfallen, laden aber alle Narren zum Rosenmontag ein und verteilen Orden.

Bauchredner, Zauberer, TSC Rhein Koblenz und der Gemeinschaftsmusikzug machen zudem Programm. In schwarzer Lederjacke übernimmt Manni das Mikrofon. Der Rocker, der nur ein Mofa vorzuweisen hat, erntet für seine Geschichten über seine Frau und seine drei (nichtsnutzigen) Söhnen viel Jubel. Und als die Zuhörer auf einen Gag spontan mit Gesang reagieren, lobt Manni mit Superlativen: „Mainz ist gegen euch ‘ne Pommesbude.“