Schnipp-Schnapp, ist das Ding ab – Prinzessin Sandy I hat erst zur großen Schere und dann zur Krawatte von Bürgermeister Markus Püll gegriffen. Der trägt den Beschnitt seines männlichen Halsschmucks so würdevoll wie möglich.

Damit fängt der Möhnen­sturm auf das Medienhaus gerade erst an: Der Synagogenplatz vor der Narrenbühne ist gut gefüllt mit „Weibsvolk“ – Teufelchen, Piratinnen, Fußballerinnen --, das sich schon einmal warmläuft für den Donnerstagabend. „Durst wird durch Bier erst schön“, verrät ein T-Shirt. Und Monika, Kiki, Brigitte und Hellamaus haben auch schon einen Plan: Erst wird in der Innenstadt gefeiert, dann im Speldorfer Lindenhof. Praktisch geht das so bis Rosenmontag. Was inzwischen ihre Männer zuhause ohne sie machen? „Verhungern werden sie nicht“, feixt eine Dame vielsagend und meint: „Warum gibt es Mikrowellen? Weil Männer sich die Uhrzeit merken können – in zwei Minuten ist das Essen fertig.“

Apropos: Einige Kerle haben sich doch zum Medienhaus getraut. Einer kam schon von Amtswegen: Heinz-Werner Will von der Oberhausener Karnevalsgesellschaft Grün-Rot Wagaschei bedient die Papierkanone. Hier darf der Kanonier launig aus allen Rohren schießen: Denn den Stadtherren am heimischen Rathaus war die Papierhaubitze angeblich zu laut. Es gab Schießverbot. Ein anderer Jeck, der sich unter die Frauen traut, ist Heino Passmann vom Hauptausschuss Gross-Mülheimer-Karneval. Von „trauen“ könne keine Rede sein, erwidert der: „Ich kann hier mitlachen, denn die Frauen stehen den Männern in nichts nach.“ Diplomatie empfiehlt sich auch: Mann ist schließlich in der Unterzahl.

Inzwischen haben die „Weiber“ die Oberbürgermeisterin zum Schlüsselklau aus dem Medienhaus geholt – traditionell müsste ja das Rathaus gestürmt werden, aber dort wird bekanntlich umgebaut, sodass die Jecken auf den Synagogenplatz gewechselt sind. OB Dagmar Mühlenfeld hätte nun eine theoretische Chance, den Schlüssel zur Stadt in einem fairen Quiz gegen Prinz Markus und Kinderprinz Mirko zu gewinnen . . .

Gleich die erste politische Frage ist so auf die Verteidigerin zugeschnitten, dass die Lampe schon leuchtet, ohne dass sie den Auslöser gedrückt hat: „Wie viele Buchstaben hat Dagmar Mühlenfeld?“, will Quizmaster und Möhnenbeauftragte Elli Schott wissen. Doch die Prinzen ziehen gleich, dann die Fangfrage: „Wer bekommt heute den Schlüssel für sechs Tage?“ Richtig: die Narren.

Sehr zufrieden mit der aktuellen Session ist Heiner Jansen, Präsident des Hauptausschusses Gross-Mülheimer Karneval. Wenn auch nicht jede Veranstaltung der Karnevalsgesellschaften ein brechend volles Haus beschert hatte, „Prinzenproklamation und -ball waren fast ausverkauft und zur Kinderproklamation kamen 500 Menschen – super.“ Großes Lob spricht Jansen den Mitarbeitern der MEG aus, die am Donnerstagmorgen um 7.30 Uhr den Synagogenplatz von Schnee und Eis befreiten. Für den Sonntag und Rosenmontag ist jedoch kaltes, aber trockenes Wetter angesagt, „wir nehmen es, wie es kommt, eingreifen können wir eh’ nicht“, so der Präsident. Die Wagen seien aber gut gerüstet für den Narrensturm auf Mülheim.