Ein neuartiger digitaler Reiseführer soll Radwanderern im Ruhrgebiet den Weg zu den schönsten Sehenswürdigkeiten weisen und die Touristen vor Ort umfassend informieren.
„Die Kulturhauptstadt schlägt sich im Tourismus nieder“, freut sich Inge Kammerichs, Chefin der Stadtmarketinggesellschaft MST. Sprich: Es gibt viele Anfragen. Besucher von auswärts, aber auch Mülheimer können sich bald von einem neuen persönlichen digitalen Gästeführer abholen lassen. „Mülheimer Ruhrperlen“ nennt sich ein Projekt, das seit rund zweieinhalb Jahren entwickelt wird.
„Wir haben das Glück, dass fast alle unserer Highlights in Ruhrnähe sind“, sagt Kammerichs. Wie schafft man eine Vernetzung, um alle Sehenswürdigkeiten erlebbar zu machen, hat sich Marc Baloniak, gefragt. Der Abteilungsleiter Tourismus bei der MST begleitet das Projekt und hat es mit ausgetüftelt. Unter den Themen Ruhrnatur, Industriegeschichte und Kultur sind drei neue Routen zwischen 16 und 17 Kilometern entstanden, die Mülheims Attraktionen miteinander verknüpfen: Drei Perlenketten mit insgesamt 34 Stationen und Knotenpunkten, die man auf weißen Leihrädern via GPS-gesteuertem PDA-Führungssystem abradeln kann. Per Audioguide erfahren die Gäste alles über die angesteuerten Orte auf drei Wissensebenen für Erwachsene und Kinder — und mit pädagogischem Ansatz durch eine spezielle Kinder- und Schülerrallye mit 68 Quizfragen.
„Sanfter Tourismus“ nennt Baloniak das, wenn Menschen vom Auto aufs Rad umsteigen, um die Highlights rund um den Fluss von Kloster Saarn bis zum Theater an der Ruhr zu erkunden. „Sich bewegen und dabei die Landschaft neu zu erleben“, sagt Kammerichs, „ist etwas, was auch Eltern mit ihren Kindern machen können.“ 30 Räder für Kinder und Erwachsene sollen an den Radstationen bereitstehen oder werden zu den Knotenpunkten gebracht. Ende März soll das Projekt an den Start gehen. „Es gibt in Deutschland nichts Vergleichbares in dieser Form“, sagt Baloniak. Und Inge Kammerichs ist sicher, dass die Mülheimer Ruhrperlen in der Ruhrgebiets-Touristik Aufmerksamkeit gewinnen. Erivan Haub Senior finanziert das Projekt mit 250 000 Euro. „Damit ist auch die Instandhaltung gesichert“, versichert Baloniak.
Fünf Landschaftsinzsenierungen runden die Erlebnistouren ab. So kann man von einer Aussichtsplattform an der Mintarder Straße den weiten Blick über die Ruhraue schweifen lassen. Eine Schrottlaube mit zwei Bänken lädt auf der Wiese hinter der Ringmauer von Schloss Broich zum Verweilen ein. „Es war uns wichtig, Materialien zu verwenden, die mit der Industriegeschichte zu tun haben“, betont Kammerichs. Eine Bank der Generationen gibt es auf der Schleuseninsel, eine Baumbank im Witthausbusch und ein barocker Rahmen setzt Schloss Styrum in ein rostiges Passepartout.