Die Grünen machen den baulichen Zustand der Mülheimer Brücken zum Thema in den Bezirksvertretungen. Sie geben sich besorgt: „Sind Mülheims Brücken sicher?“, fragen sie in Richtung Tiefbauamt. Das sieht keinen außerordentlichen Handlungsdruck.
Die Grünen haben besagte Anfrage für die kommenden Sitzungen der drei Bezirksvertretungen gestellt. Anlass sind für sie zurückliegende Feststellungen unter anderem vom ADAC bezüglich deutscher Brückenbauwerke. Der Automobilclub hatte vor drei Jahren einen Bericht über 50 Brückentests veröffentlicht, bei dem fünf Bauwerken erhebliche Schäden attestiert wurden. Ein Brücke in Chemnitz wurde nach dem Test damals gar wegen Einsturzgefahr unmittelbar gesperrt.
Der ADAC sah damals einen Anlass zur Sorge gegeben, dass gerade klamme Städte nicht genug in die Stand- und Verkehrssicherheit von Brücken investierten. Nun hat Mülheim große Nöte mit dem Haushalt – und die Grünen wollen wissen, wie es um die Brückenbauwerke in der Ruhrstadt bestellt ist. „Wir wollen nicht schwarzmalen, aber doch gerne Klarheit“, so Bezirkspolitiker Axel Hercher.
Der Brücken-Experte des Tiefbauamtes, Horst Chluba, sieht allerdings keinen Anlass zu großer Sorge. Er verantwortet als Leiter der Abteilung „Brücken und Ingenieurbau“ die Sicherheit von 81 Brücken, 76 Stützwänden, 82 Treppenanlagen, zwei Tunnelanlagen (Eppinghofer und Heerstraße), einer Tiefgarage und die Zierbrunnen der Stadt. Für die Brücken trifft er die Aussage: „Große Sorgen muss sich hier keiner machen. Der Zustand der Brücken ist auf keinen Fall besorgniserregend. Keine unserer Brücken ist in ihrer Standsicherheit gefährdet.“
Die Stadt, so Chluba, erfülle die vom Gesetzgeber vorgeschriebene Pflicht, die Bauwerke in bestimmten Rhythmen und nach bestimmter DIN-Norm 1076 zu prüfen. Ferner sei eine klassifizierte Erfassung und Bewertung von Schäden Usus. Für die laufende Unterhaltung der Brücken standen in der Vergangenheit jährlich 700 000 Euro zur Verfügung. Rund 200 bis 250 Reparaturarbeiten habe es pro Jahr gegeben. Knapp sei das Geld, ja, es seien stets Prioritäten zu setzen. „Aber wir haben unser Gebiet gut im Griff.“ Größere Sanierungsarbeiten, etwa vor Jahren wegen großer Beton- und Rostschäden an der Mendener Brücke, werden separat finanziert.
In diesem Jahr sind allerdings 25 % der Mittel, die für die laufende Unterhaltung zur Verfügung stehen, wegen der Haushaltsmisere eingefroren. Bis Ende des Jahres stehen nur mehr 175 000 Euro bereit, der Rest ist aufgebraucht. Nur unabweisbar notwendige Reparaturen dürfen erfolgen. Chluba kann sich indes nicht vorstellen, dass der Kämmerer nicht nachschießen würde, wenn’s pressiert: „Brücken sind sensible Bauwerke für die Mobilität, sie sind wichtig für die Wirtschaftsregion.“
Es stehen indes große Investitionen an. Für das kommende Jahr etwa ist eine Sanierung der Schlossbrücke angemeldet. Der Gussasphalt und die Dichtung darunter müssen erneuert werden, damit das Bauwerk nicht durch Wassereinbruch größeren Schaden nimmt. Kostenpunkt: 300 000 Euro. Für weitere 375 000 Euro steht eine Betonsanierung der Fritz-Thyssen-Brücke über dem Mannesmann-Gelände an. Erst wenn für beide Vorhaben keine Mittel in 2011 bereitgestellt würden, so Chluba, könne man von einem Investitionsstau reden. „Im Moment müssen sich die Grünen und auch andere Gruppierungen keine Sorgen machen.“