Kevin sitzt in der Cola-Oase und malt. Nur die Umrandungen eines Autos sind auf den Bogen Pappe gedruckt, den Zwischenraum füllt der Zehnjährige mit Filzstiften aus und klebt ihn mit bunten Stoffstreifen zu.
Warum? „Weil mir das Spaß macht.“ Und weil James Rizzi ins Centro kommt: Ab dem 10. September mit 400 Exponaten. Am 11. Oktober sogar persönlich.
Doch zuerst nur als digitales Bild auf der Centro-Leinwand: Live aus New York hat sich der Pop-Art-Künstler übers Internet und mit einigen technischen Problemen zuschalten lassen, sitzt mit rotem Hemd lässig in seinem Bürostuhl, um den Hals eine Krawatte mit Klatschmohn gebunden, im Hintergrund eines seiner bunt-detailreichen Werke.
In diesem Jahr wird Rizzi 60 Jahre alt. Von seinem Manager Bernhard Feil hat er sich etwas Besonderes zum Geburtstag gewünscht: „Eine Ausstellung an einem Ort, an dem man möglichst viele Menschen erreichen kann“, erklärt Feil und folgt damit einem Konzept, das sich in Oberhausen bewährt hat: „Wir bringen die Kunst dahin, wo Menschen sind“, erklärt Volker Buchloh, Leiter des Kulturbüros.
Im Schnitt kommen täglich rund 65 000 Gäste ins Centro: „Die Ausstellung hier zu machen, das lag nah“, sagt Bastian Langer, der als Geschäftsführer der Agentur „Popular Art“ Rizzi-Ausstellungen in Deutschland organisiert. Die Kosten für diese Retrospektive übernimmt komplett das Centro-Management, „der Eintritt ist also frei“, sagt Marcus Remark, Eventmanager des Einkaufszentrums.
Zu den 400 Exponaten, die vom 10. September bis 30. Oktober in Schaufenstern und im Gebäude gezeigt werden, sollen auch Modelle des in Braunschweig stehenden Rizzi-Hauses sowie der Boeing 757, die der US-Amerikaner 1996 gestaltet hat, gehören. Der Mitteldom des Einkaufszentrums soll verhüllt werden mit einer 505 Quadratmeter großen Rizzi-Version der Zeche Zollverein, „the mining thing“, dem Bergbau-Ding, wie der Künstler sagt, und sich beeilt, zu erklären: „Ich weiß, wie stolz die Menschen im Ruhrgebiet auf ihre Geschichte sind, und das mag ich.“
Als lebendig-freundliches Rizzi-Monster hat er das Weltkulturerbe gezeichnet, die vielen Arme wirft es in den blauen Himmel, Hochhäuser tanzen dazu und eine Sonne lacht. „In Rizzis Bildern taucht man ein und kann sich nicht mehr von ihnen lösen“, sagt Burkhard Koch, Geschäftsführer der Tourismus & Marketing Oberhausen (TMO). Er freue sich sehr darüber, diese „Gute-Laune-Kunst“ im Centro zu haben. Rizzi selbst ergänzt: „Meine Arbeit ist ein Spiegel meines Lebens und das war eben sehr schön.“ Inspirieren lasse er sich von Kindern: „Sie sind meine größten Fans und besten Ideengeber.“ Und deshalb sollen Kinder auch Teil der weltweit größten Rizzi-Gratisausstellung sein: „Wir haben Schulklassen aus dem ganzen Ruhrgebiet eingeladen, im Kunstunterricht Rizzi-Bilder auszumalen und diese hier im Centro auszustellen“, erklärt Remark das Projekt, dessen Medienpartner die WAZ-Gruppe ist. Mit 150 Klassen habe er gerechnet, mit 440 haben sich weitaus mehr angemeldet. Vermutlich liegt es an der fröhlichen Pop-Art-Kunst, die Kinder spontan anspricht. Sieben Mülheimer Grundschulen machen mit beim Wettbewerb, wollen die Rizzi-Vorlagen mit Farben und Ideen füllen. Der Künstler selbst wählt die besten Werke aus, die Preise erhalten.