Gut drei Monate lang war Stillstand an der Baustelle für das Hafenbecken zu beklagen, seit vier Wochen herrscht wieder Betriebsamkeit. Ende Oktober soll das Becken mit Wasser gefüllt sein.

Baudezernentin Helga Sander stellte auf WAZ-Anfrage den aktualisierten Zeitplan für die Ruhrbania-Felder 1 und 2 vor.

Zunächst zum Hafenbecken: Wie berichtet, hatte die Stadt die Baustelle Mitte April stilllegen lassen, nachdem sie festgestellt hatte, dass die von der Baufirma eingesetzten Betonsteine in ihrer Optik nicht, wie bestellt, mit der Naturstein-Fassade des alten Stadtbades harmonierten. Die Stadt reklamierte dies, die Auseinandersetzung mit der Firma drehte sich um einen Wert von 130 000 Euro. Nun werden die Platten in gewünschter Farbe eingebaut.

Wenn das Hafenbecken Ende Oktober gefüllt ist, können Boote es ansteuern, allerdings wird das Aussteigen noch untersagt sein – schließlich wird das Becken zu der Zeit mitten in der Großbaustelle liegen.

Schließlich will der Investor für Baufeld 1, Kondor Wessels, Ende August, Anfang September mit dem Bau seines wuchtigen Ensembles für Gastronomie, Wohnen und Büros beginnen. Zwei Jahre soll die Bauzeit betragen.

Nachdem die Pläne für ein Ärztezentrum mangels Interesse begraben werden mussten, hatte Kondor Wessels sein Baukonzept kurzfristig noch einmal grundlegend überarbeiten müssen. Am letzten Tag vor Abgabefrist trudelte Ende Mai erst der Bauantrag bei der Stadt ein. Dezernentin Sander kündigte an, dass die Stadt zunächst Teilbaugenehmigungen erteilen werde, damit der anvisierte Aushub der Baugrube erfolgen könne. Den Rest der Genehmigung wolle man „zügig danach“ fertigstellen.

Schon zweimal hat sich der Gestaltungsbeirat mit den diesbezüglichen Architekten-Plänen von RKW (Düsseldorf) befasst. Der Investor hält sich aber, wohl wegen des laufenden Genehmigungsverfahrens, noch bedeckt, was Detailinformationen zum 35 Mio Euro teuren Bauwerk betrifft. „Wir arbeiten unter Hochdruck“, verriet Projektleiter Dieter Janzen nur. Das Team feile auch daran, einige vom Beirat geforderte Anpassungen einzuplanen.

Dezernentin Sander zeigt sich mit den Details aus dem Bauantrag äußerst zufrieden. Vor allem werde das Gebäude nun, da in ihm kein medizinisches Versorgungszentrum untergebracht wird, eine deutlich attraktivere Fassade bekommen. Vorbild für die RKW-Architekten seien alte Hafenstädte gewesen. So werde das äußere Erscheinungsbild den Bau in vielen einzeln gegliederten Facetten erscheinen lassen – mit Loggien, Balkonen und kleinen Arkaden. „Vorher“, so Sander, „war es deutlich monotoner.“

Gastronomie ums Eck

Der Bau wird vier Normal- und oben zwei Staffelgeschosse haben, um den First des alten Rathauses zu erreichen. Das Untergeschoss wird höher angelegt, schließlich soll hier neben Dienstleistung Gastronomie unterkommen. Die soll sich vornehmlich an der Seite des Hafenbeckens konzentrieren, könnte sich aber auch an der Ruhrseite ausbreiten, wenn der Markt dies hergibt. Etwas Gastronomie soll auch in den öffentlich zugänglichen Innenhof hineinragen. Ein privater Innenhof für die künftigen Bewohner der Immobilie ist baulich abgetrennt durch einen für Wohnbau geplanten Querriegel, der sich durchs Karree ziehen wird.

Gedulden müssen sich die Mülheimer, bis die neue Ruhrpromenade zum Flanieren einladen wird. Sie wird ebenso wie der Platz am Hafenbecken erst hergerichtet, wenn der Hochbau am Baufeld 1 abgeschlossen ist. Mitte, Ende 2012 soll die Promenade am Baufeld 1 freigegeben werden, ein Jahr später soll sie bis zur Eisenbahnbrücke reichen. Dann, so Dezernentin Sander, würden die Mülheimer endlich auch ein Empfinden für Ruhrbania entwickeln, welch attraktives Umfeld an der Ruhr geschaffen werde.

Die weitere Ruhrbania-Planung nimmt, nachdem der Baustart auf Baufeld 1 bevorsteht, konkrete Züge an.

In der Ratssitzung am 7. Oktober soll Baufeld 2 Thema sein. Dezernentin Helga Sander bestätigte jetzt im WAZ-Gespräch, dass man dann ein politisches Votum zu der Frage einholen wolle, welcher Investor auf dem Areal der abgerissenen Stadtbücherei zum Zuge kommen wird.

Das Vergabeverfahren war im Vorjahr gestoppt worden. Einerseits, weil die FH-Standortfrage nicht zugunsten Ruhrbania entschieden wurde und Pläne der Bieter nicht länger auf die Nachbarschaft der Wissenschaft basieren konnten. Andererseits, weil die Wirtschaftskrise der Stadt womöglich einen unbefriedigenden Verkaufserlös beschert hätte.

Alle drei Bieter sind bei der Stange geblieben. Zurzeit laufen letzte Verhandlungen mit ihnen. Die Verwaltung will der Politik am Ende eine Empfehlung geben, wer aus ihrer Sicht der geeignete Investor ist.

Auf Baufeld 2 soll Platz sein für Wohn- und Büronutzung. Sander geht davon aus, dass dort schon in die Bauphase eingestiegen wird, bevor Kondor Wessels Mitte 2012 auf dem Nachbargrundstück fertig ist. Im Jahr 2013 sollen beide Areale bebaut sein.