Mülheim. .
Eine Baufirma hat sich überraschend – und unverrichteter Dinge – von der Großbaustelle am Rathaus verabschiedet. Bauträger SWB wie auch die Firma selbst schweigen sich über die Gründe dafür beharrlich aus.
Eine Mülheimer Baufirma hat sich überraschend vor Abschluss ihrer vertraglich fixierten Arbeiten von der Großbaustelle am Rathaus verabschiedet. Ohne Not wird sie den umsatzträchtigen Auftrag nicht sausen lassen haben. Doch die Gründe, warum sich die SWB nun nach einer neuen Firma umschauen muss, bleiben im Reich der Spekulationen. Beide Vertragsparteien haben in der Angelegenheit Stillschweigen vereinbart.
Fakt ist: Am Montag hat die Mülheimer D&B Bau GmbH die Baustelle geräumt und ihre Container abtransportiert. Die Firma mit Sitz an der Zeppelinstraße war zuvor damit beschäftigt, die Rohbauarbeiten der Kernsanierung im historischen Gemäuer zu übernehmen. D&B hat die Baustelle nun unverrichteter Dinge verlassen. Die Stadttochter SWB, die das Rathaus für 50 Jahre per Erbbauvertrag in ihren Besitz genommen hat, es für 40,5 Mio Euro saniert und schließlich an die Stadt vermieten wird, muss nun eine andere Firma finden, die einspringt und die begonnenen Arbeiten fortführt.
Einvernehmliche Auflösung
Sowohl bei D&B Bau als auch bei der SWB hieß es, man habe sich einvernehmlich auf eine Vertragsauflösung geeinigt. SWB-Geschäftsführer Robert Kunz sagte auf WAZ-Anfrage, dass die bisher erledigten Rohbauarbeiten bereits abgerechnet seien.
Kein Wort verlieren die Vertragsparteien über die Gründe für den vorzeitigen Ausstieg. Der WAZ war aus informierten Kreisen berichtet worden, dass es Streit über das überraschend gewachsene Ausmaß der Arbeiten gegeben haben soll. Es hieß, dass im Rathaus erheblicher bautechnischer Mehraufwand aufgetaucht sei, der vorab nicht im vertraglich vereinbarten Leistungskatalog aufgeführt gewesen sei. Bei der Nachverhandlung über die Finanzierung der zusätzlichen Aufgaben habe sich die SWB vehement gegen eine Aufstockung des Leistungsentgeltes gestemmt. Für D&B habe das bedeutet: Ausstieg, um nicht finanzielle Einbußen zu erleiden.
„Das ist Quatsch“
„Das ist Quatsch, das entbehrt jeder Grundlage“, sagt dazu SWB-Geschäftsführer Robert Kunz. Warum aber trennt man sich vorzeitig von einem Auftragnehmer? Vielleicht hilft da doch Kunz’ Aussage weiter, der zu den Gesamtkosten des Projektes sagte: „Wir werden nicht einen Euro mehr zahlen als die kalkulierten 40,5 Millionen.“ Dafür sei auch bei Banken keine Nachfinanzierung zu bekommen. Ist es doch der Kostendruck, der die Vertragspartner die Trennung vonein-ander als kleinstes Übel suchen ließ? Jedenfalls, so gab Kunz an, habe die SWB keine Abfindung an D&B Bau gezahlt. Technische Risiken seien in der Kalkulation berücksichtigt, ein Puffer für Überraschungen also vorhanden. Gab es Mängel in der Bauausführung? Kunz bleibt dabei: „Gründe kann ich nicht nennen!“ Nur so viel: Es habe „Sachzwänge“ gegeben.
Der SWB-Geschäftsführer hält ein vorzeitiges Auflösen von Verträgen mit Baufirmen im Übrigen nicht für außergewöhnlich. Im aktuellen Fall mache die abrupte Räumung der Baustelle auch „keine Probleme. Wir sind im Moment voll im Zeitplan.“