Mülheim. .

Offiziell ist das Baden am Entenfang seit Jahrzehnten verboten. Doch nun ist der See mit Blaualgen verseucht. Wegen einer ernsthaften Gesundheitsgefährdung für Mensch und Tier erneuert die Stadt ihr Badeverbot.

Offiziell ist das Baden am Entenfang seit Jahrzehnten verboten. Dass die Menschen das dortige Gewässer dennoch als Mülheims einzigen Badesee nutzen, ist ein offenes Geheimnis. Duldung nennt man das wohl auf Beamtendeutsch – doch damit ist nun endgültig Schluss. Die Stadt erneuert ihr Badeverbot und meint es diesmal ernst. Grund ist ein gesundheitsgefährdender Algenbefall, der das Schwimmen wahrscheinlich auf Jahre unmöglich macht.

Klaus Bierod, Gesundheitsingenieur beim Mülheimer Gesundheitsamt, schaut regelmäßig am Entenfang vorbei. Wöchentlich nimmt er Wasserproben; die letzte erst am Dienstag. Dabei konnte er bereits vom Ufer das Unheil sehen: die „beginnende Blaualgenblüte mit allen dazugehörenden Problemen“.

Durchfall, Erbrechen und Hautreizungen

Denn die als „Blaualgen“ bezeichneten Cyanobakterien, die sich am Entenfang wie wild vermehren, gehören zu den Gattungen „mycrocystis“ und „anabaena“, die beide toxinbildend sind. Heißt: Die Algen bilden im Wasser Giftstoffe, die bei Hautkontakt zu Durchfall, Erbrechen und Hautirritationen führen können. Kinder können bereits erkranken, wenn sie nur am Ufer spielen. Klaus Bierod rät Eltern, deren Kinder diese Symptome zeigen, deswegen den Kinderarzt aufzusuchen und dort den möglichen Kontakt mit Blaualgen anzugeben.

Auch für Tiere ist das Gift gefährlich. „In der Literatur wird von Hunden berichtet, die gestorben sind, nachdem sie mit Blaualgen verseuchtes Wasser getrunken haben. Allerdings“, schränkt Bierod ein, „wird die genaue Konzentration nicht angegeben.“

Am Entenfang jedenfalls steigt die Konzentration stetig. Seit zwei Jahren haben die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes die Entwicklung im Blick, seitdem dort die Blaualgen erstmals blüten. „Vorher haben wir uns auf die Verseuchung mit Fäkal-Coli konzen­triert“, sagt der Gesundheitsingenieur. Die sind heute noch im Wasser, aber zweitrangig.

Warme Wassertemperatur verstärkt das Algenwachstum

„Aktuell hat das Wasser 26 Grad“, so Bierod. Was nach besten Schwimmbedingungen klingt, verursacht jedoch zugleich ein „massives Algenwachstum“. Unterstützt wird das zusätzlich durch „jede Menge Phosphate im Wasser, die den Algen als Nahrung dienen“. Viele negative Faktoren, so der Fachmann, kämen am Entenfang zusammen. 40 Zentimeter Sichttiefe sind am Dienstagmorgen die Folge, bei starkem Wind ist zudem ein Oberflächenfilm zu erwarten. Und auch wenn die Temperaturen zurückgehen, die Algen tun dies nicht. „Das Badeverbot wird über die nächsten Jahre bestehen bleiben.“ Die entsprechenden Verbots-Schilder sind gerade in Arbeit.

Möglichkeiten, das Wasser zu reinigen, sieht der Mann vom Gesundheitsamt nicht. „Wenn wir sanieren, schaffen wir uns ein anderes Problem“, sagt er und nennt ein Beispiel: Eine Möglichkeit, den Algen Herr zu werden, sei, Luft in den See zu blasen. „Damit wirbeln wir aber den Schlamm auf, der den Boden bedeckt. Und damit alle Schwermetalle und alles, was da drin steckt.“