Mülheim. .

Ohne Ehrenamtler keine Kulturhauptstadt: Mit ihrem freiwilligen Einsatz helfen diese Mülheimer, Ruhr.2010 auf die Beine zu stellen.

Ihre Hände haben die gelben Ballons der Schachtzeichen vom Dach des RheinRuhrZentrums aus in den Himmel über Mülheim steigen lassen.

Wenn nächstes Wochenende beim Stillleben auf der A40 nichts mehr läuft – aber das hoffentlich rund – wird sie wieder mittendrin statt nur dabei sein. Heike Leuchtenberg ist ein Teil der Kulturhauptstadt: Sie ist eine von fast 1200 freiwilligen Helfern.

Herbert Grönemeyer während der Eröffnungsfeier zur Bühne führen, Hotels auf Barrierefreiheit überprüfen oder den Weg zum richtigen Tisch auf der A40 weisen – die Aufgaben der sogenannten Volunteers sind vielfältig. Da ist es gut, dass Leuchtenberg auch in der Ruhrstadt nicht allein ist: Drei weitere Helfer und eine Beraterin bilden mit ihr zusammen den lokalen Blauhemdentrupp.

Kulturhauptstadt erlebbar machen

Um die Kulturhauptstadt für andere erlebbar zu machen, haben sie Schulungen mitgemacht und treffen sich regelmäßig zur Vorbereitung. Heike Leuchtenberg selbst war „die letzten zehn Wochen durchgehend“ im Einsatz. So viel ehrenamtliches Engagement darf, muss aber nicht; es gibt auch Kurzeinsätze zum Beispiel übers Wochenende. Für Angelika Funnekötter wäre das allerdings Kulturhauptstadt light: „Ich wollte nicht nur hier einen Tag und da einen Tag, ich wollte in ein Projekt richtig rein.“

Eingetaucht ist auch Peter Brill. Beim Projekt Ruhratolle steuerte er das U-Boot zwar nicht selbst durch den Baldeneysee, lotste aber die Besucher an Bord. Dabei blieb es jedoch nicht: „Ich hab’s mir als weitere Aufgabe selbst gestellt, mich mit diesem Kunstwerk auseinander zu setzen und es den Leuten zu erklären.“ So wurde er nebenbei zum Touristenführer.

„Es ist Deine Stadt. Es ist Deine Metropole. Es liegt in Deiner Hand.“ Unter anderem mit diesem Spruch hatte Ruhr.2010 um Volunteers geworben. Ihre Stadt, ihre Metropole ist es zwar (noch) nicht, aber Heike Leuchtenberg nahm die Kulturhauptstadt trotzdem in die eigenen Hände. „Ich bin Neubürger hier seit letztem Jahr“, sagt sie, und ihrem weichen süddeutschen Akzent ist es anzuhören. „Des isch die Gelegenheit, um mal das Ruhrgebiet kennenzulernen, mitzuhelfen und aktiv dabei zu sein.“ Sehr viele Bekanntschaften habe sie auf diese Weise gemacht – und festgestellt: „Die Menschen hier sind sehr herzlich und offen, nicht neugierig, aber interessiert.“ Ungewohnt war für sie, dass im Ruhrgebiet durchaus auch mal Tacheles geredet wird. Sie selbst, hat sie festgestellt, kann das aber auch: „Man nimmt des hier net krumm.“

Noch etwas gelernt

Auch die alteingesessenen Ruhris haben durch ihren Einsatz als Volunteers über ihr Revier durchaus noch etwas gelernt. Heinz-Werner Proske bringt es auf den Punkt: „Für mich ist das Ruhrgebiet Kulturgebiet geworden.“ Und noch eine Einsicht hat sich durchgesetzt: „Wir sind eine Millionenmetropole.“ 53 Städte sind eben doch das Ruhrgebiet.

Dieses neue Selbstbewusstsein findet allmählich auch in den Herzen der Einwohner einen Platz, meinen die Volunteers. „Man merkt zunehmend: Sie werden stolzer, sie erobern sich ihre eigenen Bereiche wie Zollverein, sie tragen den Kopf höher“, hat Angelika Funnekötter beobachtet. „Und wenn das das Einzige wäre, was die Kulturhauptstadt erreichen würde, wäre das schon viel.“

Stolz sind auch die Mülheimer Blauhemden, die zu diesem Wandel beigetragen haben. Um es in Heike Leuchtenbergs Worten zu sagen: „Ich bin ein Teil davon, und dadurch ist es überhaupt möglich geworden.“