Von der leuchtenden grünen Schrift ist zwar nur noch der Abdruck an der Fassade zu sehen, seine Schatten wirft der leerstehende Kaufhof jedoch weiterhin auf die Geschäftsleute seiner Umgebung.
„Mittelfristig“, befürchtet Dennis Fischer, Citymanager der MST, „könnte der fehlende zweite Anker an der Schlossstraße die Geschäfte im Umfeld runterziehen.“
Dabei trauern die Unternehmer nicht unbedingt dem Kaufhof nach, „am schlimmsten ist die Ungewissheit“, sagt Imbissdame Pepic, „wir wissen nicht, wann hier etwas passiert.“ Etwa 30 Prozent Einbußen habe sie, seitdem das Warenhaus geschlossen hat. Seit 19 Jahren serviert sie Pommes und Kartoffelpuffer hier, „am besten war es noch zu D-Mark-Zeiten und kurz nach der Euro-Einführung.“
Doch jetzt fehlt der Magnet am Ruhrufer, gibt es – nach dem Weggang von Schlecker nebenan – keinen Grund mehr, durch die Passage Richtung Schlossbrücke zu schlendern. Und damit an ihr vorbei. So retten nur noch die Stammkunden ihre Bilanz. Dorothea Schaaf spürt ihn hingegen nicht, den Weggang. Ihr Kiosk – schon über 60 Jahre am Fuße der Schloßstraße – profitiert von der neuen Haltestelle. Trotzdem: „So ein schönes, großes Gebäude“, schwärmt sie. Was nun damit passiert?
Viele Kunden zog der Kaufhof schon eine ganze Weile nicht mehr an, „sonst hätte er ja nicht schließen müssen“, folgert Andrea Willkomm von Lederwaren Langhardt gegenüber. Im Traditionsgeschäft – seit 1974 an der Ecke – spürt man den Leerstand nicht so sehr, seit Jahresbeginn laufe es sogar besser. Anderswo spürt man ihn hingegen schon: „WMF weg, Woolworth weg – dass sich in einer 170 000-Einwohner-Stadt kein Kaufhaus halten kann, ist unmöglich“, ärgert sich ein Kunde, der – allem Lokalpatriotismus zum Trotz – lieber ins Rhein-Ruhr-Zentrum fährt, weil es in der City zu viele Billigläden gebe.
Die Misere ist in seinen Augen hausgemacht: Zu wenig habe Kaufhof investiert, zu schlecht sei das Sortiment gewesen. Dabei funktionierten doch die Geschäfte in Saarn, zeigt Willkomm über die Ruhr. Wenn die Auswahl stimme, spielten selbst Parkplatzgebühren keine Rolle mehr, glaubt Willkomm. Von Auswahl kann indes kaum die Rede sein, geht man die Friedrich-Ebert-Straße in Richtung Rathaus weiter. Zwei Streetware-Läden für Jugendliche – Harlem und Orange-County – haben sich noch vor dem Kaufhof verabschiedet, ein früheres Teppich-Händler-Geschäft führt ebenfalls nur noch ein Zu-vermieten-Schild im Schaufenster.
Perspektiven gesucht
Im Foto-Studio Mengede an der Ecke Wallstraße ist die Stimmung auch nicht besser: „Wir merken den Weggang unglaublich“, sagt eine Mitarbeiterin. Übrigens nicht nur seit vergangenem Juni, schon die langwierigen Bauarbeiten an der neuen Haltestelle ließen das Geschäft einbrechen, „seitdem hat es sich nicht normalisiert“, sagt sie, die schon 21 Jahre hier arbeitet. Der Markt verabschiedete sich aus dem Viertel, der Rathausumbau – es fehlt die Belebung. Auch hier helfen gute Stammkunden. Wann es Zeit wäre zu gehen, kann sie nicht sagen.
„Das Stadtmarketing kann ein Viertel punktuell beleben, aber das nicht auffangen“, sagt Fischer mit Sorge, „die Perspektiven müssen vom Eigentümer geschaffen werden.“ Ein Leerstand – nicht nur des früheren Kaufhof-Gebäudes – könne die ganze Gegend runterziehen. Denn es gebe zwar Anfragen auf offene Ladenflächen an der Friedrich-Ebert-Straße, aber die Interessenten warteten ab, wann sich etwas auf dem Gelände entwickle. Viele Läden seien zudem sanierungsbedürftig, für Unternehmen lohne sich deshalb eher das Warten auf das neue Ruhrbanium. Sobald aber ein Zeitplan für den Umbau feststehe, glaubt Fischer, werde auch wieder in die umliegenden Geschäfte investiert.