Nach dem letzten Verkaufstag im Kaufhof Ende Mai und wegen der Unsicherheit, ob und wann an gleicher Stelle das Einkaufscenter Ruhrbanium entstehen wird, steht die Schloßstraße vor einer ungewissen Zukunft.
Vom Kaufhof-Standort abgesehen, zählt allein die Fußgängerzone aktuell vier größere Leerstände.
Altes MST-Gebäude. Seit die Stadtmarketing-Gesellschaft im Juli 2009 ihr neues Domizil im Medienhaus bezogen hat, wartet die Immobilie auf einen neuen Nutzer. Dabei erweist sich der Flächenzuschnitt als problematisch: Mit den 186 m² im Erdgeschoss sind über eine Treppe weitere 451 m² im Obergeschoss, aufgeteilt in drei Räume und Galerie, verbunden. Ohne Umbau dürfte sich dafür kaum Einzelhandel interessieren.
„Das Ladenlokal hätten wir schon 30 Mal vermieten können“, sagt Irmela Quester, eine von mehreren Maklern für das Objekt. Allein die riesige Fläche im 1. OG habe bisher alle Interessenten abgeschreckt. Eigentlich komme ohne Umbau nur ein Mieter infrage, der unten mit Ladenlokal operiere, zusätzlich aber einen größeren Bürobedarf habe – etwa Krankenkassen, Banken, Versicherungen. Selbst ein Gastronom, der unten Küche und oben Restaurant habe einrichten wollen, habe letztlich abgewunken: „Zu unpraktisch.“
Unklar ist, ob Eigentümer Gerd Axel Brinkel bereit ist, die Geschosse voneinander zu trennen. Eine solche Investition belaufe sich locker auf zwei Jahresmieten, ist zu hören. 9209,70 Euro plus Nebenkosten sind monatlich veranschlagt. „Wir sind für Gespräche in alle Richtungen offen“, konnte Hausverwalter Ortwin Bartschat gestern lediglich sagen.
Woolworth-Haus. Das kann sich keine Innenstadt wünschen, aber es ist häufig, dass Bauten in bester City-Lage in Händen von weltweit operierenden Finanzinvestoren sind. Für die Wirtschaftsförderer und City-Manager vor Ort ist dann oft niemand beim Besitzer ansprechbar, um das Beste im Sinne der Stadtentwicklung herauszuholen.
Das Mülheimer Woolworth-Haus an der unteren Schloßstraße ist da keine Ausnahme, es gehört den amerikanischen „Heuschrecken“ von Cerberus. Sei Jahren verkommt es. Mittlerweile, nach dem kurzen Intermezzo der Insolvenzhalle, ist es menschenleer – und macht dem Vernehmen nach nicht nur vom äußeren Erscheinungsbild her den Eindruck, eine Grundsanierung bitter nötig zu haben.
400 m² Grundfläche hat die Immobilie, Einzelhandel wäre im Erd- und 1. Obergeschoss möglich. Oben drüber müssten Büros und kleine Wohnungen dringend entkernt werden. Ein Teil der Fassade steht gar unter Denkmalschutz. Im Hintergrund wird doch an der Zukunft des Hauses gearbeitet. „Es werden zurzeit Verhandlungen geführt mit potenziellen Interessenten“, so ein Cerberus-Sprecher. Dabei habe man „eine sinnvolle Verwertung“ im Blick. „Das kann ein Verkauf sein, muss es aber nicht.“
Café Corazón. „Schöner dauert etwas länger“, stand noch Ende 2008 auf einem angeklebten Zettel am Café, das da schon seit April geschlossen war. Noch heute aber sind die Fenster mit schwarzer Folie beklebt. Ein langer schwelender Rechtsstreit zwischen Café-Betreiber und Vermieterin, wer für notwendige Brandschutzmaßnahmen geradezustehen hat, hat eine Wiedereröffnung verhindert.
Die Deutsche Annington als Hausherrin bestätigte jetzt eine außergerichtliche Einigung, der Mietvertrag wird aufgelöst. Ende Juli steht das 230 m² große Lokal frei für eine Neuvermietung. „Es gibt im Moment aber keinen heißen Kandidaten“, so Annington-Sprecherin Katja Weisker.
Zeile am Hotel Noy. „Die Dinge sind im Fluss“ – mehr Zuversicht kann Besitzer Karlheinz Noy momentan nicht verbreiten für die zwei Lokale, die in seinem Haus leerstehen.
Der alte WMF-Laden verfügt über 285 m² Verkaufsfläche. Als „fantastisch“ erachtet Noy, dass der Laden, der für 20 Euro pro m² zu mieten ist, zehn Meter Schaufenster als Frontfläche bietet. Tatsächlich ist das ein wichtiges Kriterium für den Handel. Den Verkaufsraum hat Noy auf modernen Stand gebracht. Geholfen hat’s bisher wenig. Ein qualitativ hochwertiger Händler, und nur den will der Mülheim-Patriot als Mieter, ließ sich bisher nicht finden. Fest steht schon, dass es dort im Weihnachtsgeschäft Nürnberger Lebkuchen zu kaufen geben wird.
Ebensowenig erfolgreich ist das Bemühen um das andere Ladenlokal mit 45 m² im Erdgeschoss und zwölf Metern Fensterfront (2250 Euro Miete). Zurzeit belegt es ein klassischen Zwischenmieter: ein Gold-Ankauf. Überall, wo so etwas in Innenstädten auftaucht, ist dies untrügliches Zeichen dafür, dass es Vermietungsprobleme gibt.
Noy macht daraus auch keinen Hehl. Die City warte dringend darauf, dass die Kaufhof- und Woolworth-Nachfolge geklärt sei, dass Ruhrbania sich mit Leben fülle, dass die Verkehrssituation sich entspanne, die Baustelle am Rathaus abgeschlossen werde . . . Solange es so viele Unwägbarkeiten in der City gibt, schiebt der Einzelhandel Ansiedlungen lieber auf die lange Bank, bevor er sich ins womöglich falsche Nest setzt.
Immerhin: Interessenten habe es gegeben, so Noy, „die Kontakte sind auch nicht völlig abgerissen“. Man habe vereinbart, Mitte 2011 noch mal miteinander zu sprechen, wenn im ruhrseitigen Teil der City vielleicht doch positive Fakten geschaffen sein werden. Noy hofft, dass ihm dann ein Mietinteressent übrig bleibt. Und sich nicht alle ins Ruhrbanium einmieten. An dem wird laut dem zuversichtlichen Grundeigentümer Jochen Hoffmeister „weiter fieberhaft gearbeitet“ . . .