Mülheim. .

Eltern an der Mülheimer Steigerweg-Grundschule sind in Sorge. Bei ihren Kindern in der zweiten Klasse wechselt bereits zum dritten Mal die Klassenlehrerin. Die Stadt sieht sich in der Zwickmühle.

David Hermanns ärgert sich. Bereits zum dritten Mal wechselt die Klassenlehrerin seiner Tochter, die die zweite Klasse der Grundschule am Steigerweg besucht. Und sich klar benachteiligt fühle: „Kinder und Eltern sind gefrustet“, klagt der Klassenpflegschaftsvorsitzende.

„Weil so viele junge Lehrerinnen in Mutterschutz gehen, werden immer wieder Vertretungen eingestellt – allerdings mit zeitlich befristeten Verträgen“, erklärt der Familienvater. „Geld statt Stellen“ nennt sich das, ein Landesmodell, bei dem Schulen die Möglichkeit haben, kurzzeitig anfallenden Vertretungsunterricht durch Fördermittel zu finanzieren. Genau hier liege das Problem: „Diese Vertretungen gehen - verständlicherweise - sobald sie woanders eine feste, unbefristete Stelle bekommen.“ So entstehe eine hohe Lehrerfluktuation, die auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werde.

Im Fall der zweiten Klasse der Steigerweg-Schule haben bereits zwei Vertretungslehrerinnen die Klasse wieder verlassen, weil sie eine Festanstellung an einer anderen Schule bekamen. „Die eigentliche Klassenlehrerin ist schwanger, die neue wieder eine Vertretungskraft“, erklärt David Hermanns. „Wir freuen uns ja für jeden Lehrer, der eine Festanstellung bekommt oder in die Familienplanung einsteigt. Doch gerade unsere Klasse hat unter dem ständigen Wechsel zu leiden.“

Vertretungen für 35 Lehrkräfte nötig

Schulamtsleiterin Christa Stocks beschwichtigt: „Unsere Lehrer sind nun mal flächendeckend jung und weiblich, da ist es verständlich und ja auch erfreulich, wenn sie in die Familienplanung gehen.“

So gebe es in Mülheim zurzeit 35 Kolleginnen, die vertreten werden müssen. Allein am Steigerweg seien zurzeit zwei Lehrerinnen in Elternzeit, an anderen Schulen seien es bis zu fünf auf einmal. Neue Planstellen gibt’s für Mülheim allerdings in naher Zukunft nicht. „Bis jetzt haben wir aber immer eine gute Vertretungskraft und eine gute Regelung gefunden“, so Christa Stocks. Zudem sei die neue Lehrerin den Schülern vertraut, schließlich habe sie die Kinder bereits als Referendarin unterrichtet. Und unterstütze die Entscheidung der Schulleitung für diese Lösung: „Die Lehrerin hat mit Bestnoten ihr Examen abgelegt.“

David Hermanns wünscht sich, dass Ruhe einkehrt und sich ein festangestellter Pädagoge als Klassenlehrer um die Kinder kümmert. „Ein Lehrer, der jetzt eine vierte Klasse abgibt, könnte unsere Klasse anstatt eines neuen, ersten Schuljahres übernehmen“, schlägt Hermanns vor.

Ein klärendes Gespräch zwischen Schulleitung und Eltern sollte gestern die Wogen glätten. Das Ergebnis: Aus Sicht der Eltern nicht befriedigend, resümiert der Pflegschaftsvorsitzende. Weiterer Gesprächsbedarf ist vorhanden. Drei Eltern hätten daraufhin angekündigt, ihre Kinder umzumelden. „Damit würde die Klasse soweit schrumpfen, dass sie womöglich aufgeteilt werden muss“, gibt Hermanns zu bedenken.