Zum Gottesdienst der Ev. Kirchengemeinde in Speldorf waren auch tierische Gemeindemitglieder zu Gast - eine Premiere.

Schwitzend sitzen einige Gemeindemitglieder im Schatten unter den Bäumen und auf Holzbänken in der Sonne, fächern sich Luft zu, trinken Wasser. Andere Gemeindemitglieder liegen im Gras, hecheln vor sich hin...

Sie kauen auf Stöckchen herum oder bellen im Takt des Kirchenliedes. Der Gottesdienst im Garten der Kirchengemeinde am Brandenberg in Speldorf hat am Sonntag nicht nur menschliche, sondern auch einige tierische Besucher zu Gast. „Die Spannweite der menschlichen Beziehung zur Vielfalt aller Lebewesen“ lautet das Thema und hier sind Haustiere herzlich willkommen. So liegen große und kleine Hunde auf der Wiese und lauschen mit ihren Herrchen und Frauchen den Worten von Pfarrer Matthias Göttert.

„Der Gottesdienst mit Tieren ist eine Premiere für unsere Kirchengemeinde. Eine Konfirmandin gab im vergangenen Jahr den Auslöser, als sie in einer Kollekte für ein Tierheim sammeln wollte“, so Göttert. Tatsächlich wurde bereits im Juni 2003 auf dem Ökumenischen Kirchentag in Berlin eine Erklärung der Aktion Kirche und Tiere (AKuT) veröffentlicht, die unter anderem besagt, dass „die Welt nicht nur für die Menschen da ist, sondern für alle Geschöpfe Gottes“.

In Mülheim zählen die Belange der Tiere sehr viel. „Tiere sind Teil unserer Gesellschaft. Wir helfen unter anderem Menschen, die ein Tier haben und nicht in der Lage sind, es richtig zu versorgen. Es ist allerdings schwer für uns, genug freiwillige Helfer zu bekommen“, sagt Christa Dörr, Mitglied des Mülheimer Tierschutzvereins, die ebenfalls zu dem etwas anderen Gottesdienst gekommen ist.

Den genießen aber nicht nur die Vierbeiner. Auch für die Kinder ist die lockere Atmosphäre angenehm, müssen sie doch nicht die ganze Zeit still auf ihrem Platz sitzen.

Im Schatten unter dem großen Kirschbaum, in dem eine Bienenkolonie ebenfalls dem Gottesdienst beiwohnt, sitzen kleine Jungen und Mädchen, spielen mit den Hunden oder hangeln sich am Klettergerüst entlang. Ein graues Kaninchen hoppelt aus seinem Stall im Kirchengarten und schnuppert neugierig nach den unbekannten Gästen. Irgendwo kräht eine Krähe. Es duftet nach Blumen. „Es ist ein ganz anderes Lebensgefühl, wenn man unter freiem Himmel ist. Wir haben dreimal im Jahr einen Open-Air-Gottesdienst. Da sollen ab jetzt immer Tiere mitgebracht werden können“, sagt Pfarrer Göttert. So wird das Gotteshaus zu einer kleinen Arche Noah. Da gehören die Haustiere eben dazu. Schließlich sind sie auch Familienmitglieder, wollen am Sonntag alle zusammen sein.