Mülheim. .

Die großen Buchstaben sind mitten in der Stadt nicht zu übersehen: Wer Mülheims Haupteinkaufsstraße Richtung Forum geht, liest dort unter anderem: „Deutschland halt’s Maul!“ Ein politisch motivierter Schriftzug, irgendwann in der Dunkelheit angesprüht.

Seit einem Jahr steht er da inzwischen, und nicht nur dort fällt Graffiti an öffentlichen Bauten auf.

Die Zahl der Bürger, die sich darüber ärgern, nimmt zu. „Müssen wir uns das bieten lassen, dass unsere Stadt verschandelt wird“ , fragt ein Lehrer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, weil er mögliche Nachstellungen fürchtet. Egal, ob es sich um Links oder Rechts handelt, die politischen Parolen empfinden viele als Belästigung im Stadtbild. „Wir haben bereits mehrere Beschwerden erhalten, gerade auch zu der exponierten Stelle an der Eppinghofer Straße“, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels. Auch im Rathaus ist man verärgert, hat jedoch ein Problem: Geldmangel. Im Rahmen des Sparkonzeptes hat der Kämmerer auch diesen Vorschlag unterbreitet: Graffitis an öffentlichen Immobilien sollen nur noch dann entfernt werden, wenn durch die Schriftzüge Personen beleidigt oder bedroht werden oder der Inhalt radikal ist. Der Rest soll bleiben.

Politisch ist das noch nicht entschieden. Doch erste Signale gibt es und die tendieren Richtung: bloß nicht! Die Stadt könnte mit den Jahren unansehnlich werden, heißt es. Den Politikern sind natürlich auch die Klagen bekannt, die die Verkehrsgesellschaften erreichen, wenn U-Bahnen und Haltestellen immer mehr verunstaltet werden. Zudem zeigen die Erfahrungen in einigen Stadtvierteln: Schmierereien an den Wänden, Türen, Laternen, Garagen und Müllcontainern ziehen eine weitere Verunreinigung nach sich.

Sparen ließe sich schon

Doch sparen ließe sich schon mit einem Stopp bei der Graffiti-Beseitigung. Die jüngsten Zahlen sind erschreckend: Um die Schmierereien an öffentlichen Gebäuden und Brücken zu entfernen, wendet die Stadt im Jahr bis zu 50 000 Euro auf. Hinzu kommen die Zerstörungen an Schulen, darunter Graffitis: ein Schaden von 160 000 Euro im Jahr.

Auch die Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH sieht sich diesem Problem gegenüber. Vor allem an der Stadthalle wurden hohe Summen investiert, um die Kultur- und Kongressstätte in einen gepflegten Zustand zu versetzen. „Wir haben dort und an vielen anderen Stellen in der Innenstadt Spezialbeschichtungen aufgetragen“, so MST-Sprecherin Heike Blaeser-Metzger, damit wir Graffitis schnell und einfach beseitigen können. Den Job übernimmt der City-Hausmeister.