Was lange währt – schläft schließlich ein: Die Künstler Klaus Geldmacher und Jochen Leyendecker erklären den Ausstieg aus ihrem Fluxus-Projekt. Bei der Stadt zeigt man sich überrascht.
„Wir steigen aus“, erklären die Fluxus-Väter in einer Mail. Ihre Begründung: Nach einem klärenden Gespräch mit Baudezernentin Helga Sander Mitte April sei es „den zuständigen Stellen der Stadtverwaltung leider nicht gelungen, fachliche und rechtliche Fragen hinreichend zu klären“. Immer noch hätten sie kein grünes Licht bekommen, klagen Geldmacher und Leyendecker, und sähen sich nun nicht mehr in der Lage, das Projekt termingerecht zu realisieren. Fluxus hätte spätestens am 12. September fertig sein sollen, zum Start der „Local-Hero“-Woche im Rahmen von Ruhr.2010.
Das Aus kommt nach drei arbeitsreichen Jahren. Bereits seit 2007 entwickeln Geldmacher und Leyendecker ihre Idee, den ursprünglichen Verlauf des Rumbachs durch die City sichtbar zu machen und seine Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung Mülheims. Ein grüner Weg sollte sich durch Kohlenkamp, Wall- und Schollenstraße ziehen, wo der Rumbach früher unter freiem Himmel floss, der heute auf mehr als zwei Kilometern durch Kanalrohre strömt.
Die Künstler wollten u.a. über 70 Gehwegplatten in der Innenstadt durch Beete ersetzen, den Bachlauf mit Hilfe typischer Geräusche auch akustisch nachzeichnen und am Hafenbecken ein Mühlendenkmal errichten.
Im Frühjahr schienen die größten Hindernisse überwunden. Insbesondere war die Finanzierung des laut Leyendecker 60- bis 70 000 Euro teuren Vorhabens gesichert, das schon zum Stadtjubiläum 2008 Gestalt annehmen sollte. Das Geld wäre von der Leonhard-Stinnes-Stiftung gekommen, städtische Mittel waren nicht vorgesehen.
„Die Entscheidung der Künstler ist ganz unverständlich für mich“, erklärt daher Klaus Beisiegel, Referent der Bau- und Planungsdezernentin. „Ich bin davon ausgegangen, dass sie in der Vorbereitung sind.“ Denn aus seiner Sicht war, „nach einer langen Phase mit vielerlei Schwierigkeiten“, in allen heiklen Punkten Einigkeit erzielt worden.
„Es fehlte nur noch der letzte Schritt“, so Beisiegel, „einen kleinen Vertrag zu unterzeichnen.“ Formaler Vertragspartner wäre der Ringlokschuppen als Projektträger gewesen. Die Künstler sollten gegenüber der Stadt den Einsatz von Fachfirmen gewährleisten, die Rückbaukosten selber tragen und Versicherungen abschließen für den Fall, dass etwa ein Passant auf den begrünten Platten stürzt und sich verletzt. Auf eben diesen Vertrag, formuliert vom Rechtsamt, warteten die Künstler vergeblich. „Uns drückt die Zeit“, sagt Leyendecker, „wir hätten schon anfangen müssen, Pflanzen zu setzen und Beete anlegen zu lassen.“
Peter Krause, Geschäftsführer des Ringlokschuppens, äußert Verständnis für beide Seiten. „Die Idee ist klasse, aber die Sache nicht unaufwändig, auch für die Stadt.“ Andererseits versteht er den Entschluss der Künstler. Wenngleich er auch ihn überrascht: „Ich habe eigentlich gedacht, alles wäre klar.“
„Wir sind startklar.“ Aus den Worten Klaus Beisiegels klingt noch Hoffnung auf ein gutes Ende. Aus Sicht der Stadt stand Fluxus „nichts mehr im Wege“. Der Vertrag könne geschlossen werden.
Was wäre, wenn dieser unterschriftsreif vorläge, heute, morgen oder Ende der Woche? Würden die Künstler ihre Entscheidung revidieren? „Bei uns ist auch ein bisschen die Luft raus“, meint Jochen Leyendecker. Den Eindruck, hier ein „ungeliebtes Kind“ in die Welt gesetzt zu haben, ist er nie losgeworden. Ganz im Gegenteil. Daher der Schlussstrich „Für uns ist die Sache gestorben“, sagt Leyendecker. „Leider.“