Mülheim. .

Die Wiesen des MüGa-Parks und der Ringlokschuppen sind ein beliebter Ort bei Jugendlichen, aber so viele wie am Samstag beim internationalen Jugendkulturfestival Ruhr.2010 hat man dort wohl noch nicht gesehen.

Da probt hier noch ein Chor, da platziert an anderer Stelle eine Gruppe Skulpturen rund um den großen Brunnen und vor dem Eingang vertreibt sich eine wartende Gruppe die Zeit mit Fußball spielen. Die Verständigung funktioniert auf Englisch - oder auch mal mit Händen und Füßen.

Drinnen herrscht kurz darauf große Eile: Es ist fast zwei Uhr, bald beginnen die Vorführungen beim „Varieté de la Vie“. Betreuerinnen rufen ihre Gruppen zusammen, verschwinden für eine letzte Probe in den Räumen. Die Gäste sammeln sich auf den Fluren: Der geplante Empfang mit der Oberbürgermeisterin ist abgesagt worden, ebenso wie bunte Festivitäten rund um die Veranstaltung im MüGa-Park. Grund: Die Trauerfeier für die Opfer der Loveparade in Duisburg.

„Ganz ähnlich“ wie beim Jugendkulturfestival sei die Motivation für viele Loveparade-Besucher gewesen: „Jugendliche verschiedener Nationalitäten wollten zusammen feiern und Spaß haben.“ So formulierte es Dr. Oliver Scheytt, Geschäftsführer der Ruhr.2010, in seiner Eröffnungsansprache. Er kam gerade von der Trauerfeier.

Durch das Varieté-Programm führte die junge VIVA-Moderatorin Johanna Klum, die den meisten Jugendlichen gut bekannt sein sollte. Wer anfänglich Zweifel daran hatte, dass sie die richtige Wahl für diese Veranstaltung sei, wurde übrigens schnell eines Besseren belehrt: Mit Souveränität und Charme präsentierte die junge Frau die Workshopergebnisse und zeigte sich interessiert an den Projekten. „Ich habe früher selber an einem Austauschprogramm teilgenommen, später dann auch einen Austausch mitgeleitet,“ so Klum erst auf Deutsch, dann für die internationalen Gäste noch einmal in flüssigem Englisch. „Ich weiß, dass das viel Spaß macht, aber auch unheimlich harte Arbeit sein kann.“

Dass die Jugendlichen hart gearbeitet hatten, war auf den ersten Blick sichtbar: Schon die erste Gruppierung, „Elements“ aus Essen, begeisterte mit einer stimmungsvollen Varieté-Show. Da wurde in luftiger Höhe am Trapez gebaumelt und mit unheimlicher Energie über Tische, Bänke und Mauern gesprungen in der Manier der waghalsigen „Parcours“-Sportler.

Die nächste Gruppe kam aus Oberhausen und präsentierte einen faszinierenden Ausschnitt aus den „Multi 2010“-Projekten, an denen 400 Jugendliche aus 14 Partnerstädten teilgenommen hatten. Von den insgesamt 32 Projekten konnten in diesem Rahmen allerdings nur fünf vorgeführt werden. Und alles klappte „bestens“, so Wolfgang Heitzer, Sprecher von „Multi 2010“. Und tatsächlich war der Saal bald überfüllt und enttäuschte Gäste mussten draußen bleiben. „Aber besser voll als leer“, schmunzelt Heitzer. Die Mülheimer Jugendlichen und ihre „Partner“ waren mit einer Aufführung ihres Stückes „traces of: Fatzer vol_3“ vertreten, frei nach Bertolt Brecht.

Darüber hinaus wurde viel gesungen und gezeigt - wirklich: die Vielfalt des Lebens.