Samstagvormittag. Da sollte man meinen, dass die meisten Mülheimer noch ausgedehnt frühstücken. Weit gefehlt, denn in der Stadtbibliothek im Medienhaus ist einiges los.

Eltern mit Kindern, Jugendliche, Senioren und der „ganz normale Durchschnittsbürger“ stöbern in den Regalen. Auf die erstaunte Nachfrage nach soviel Zuspruch lacht Bibliothekarin Elke Hoffmann überrascht: „Naja, heute ist es doch eher ruhig!“

Das spricht für sich – die Bibliothek ist bei den Mülheimern offensichtlich beliebt. Die modernen, hellen Räumlichkeiten laden aber auch dazu ein, Sessel und Sofas stehen für diejenigen bereit, die gleich vor Ort schmökern wollen, und für Kinder gibt’s gleich eine ganze Etage. Für den Nachwuchs ist ein Bibliotheksausweis auch kostenlos, ebenso wie für Inhaber eines Mülheimpasses. Ansonsten sind Bücherwürmer für zehn Euro im Jahr dabei.

„Seit dem Umzug haben wir über 2000 neue Kunden gewonnen,“ freut sich Elke Hoffmann. „Wir konnten auch viele ehemalige Kunden wiedergewinnen, das ist schon ein schöner Erfolg.“ Durchschnittlich 25 000 Besucher betreten pro Monat die Bibliothek, pro Tag sind das etwa 1300 Kunden. Stolze Zahlen. Aber die Bibliothek soll in ihrer Entwicklung nicht stagnieren: Elektronische Bücher und generell „Non-Book-Medien“ wie DVDs, CDs oder Computerspiele werden immer gefragter. „Da werden wir noch ganz stark investieren müssen“, hofft Hoffmann, die um die dramatische Haushaltslage der Stadt weiß. Erreichen will das Bibliotheksteam auch verstärkt Migranten. Bücher in Türkisch, Persisch und anderen Fremdsprachen sind vorhanden, viele wüssten das aber nicht. „Diese Menschen erreichen wir weniger über Werbung als zum Beispiel über Veranstaltungen,“ erklärt Elke Hoffmann. Mehr davon soll es geben. Eine steht bereits dick angestrichen im Kalender: Am 22. August feiert die Bibliothek ihren ersten Geburtstag am Synagogenplatz. Natürlich soll das zelebriert werden, momentan stecke aber noch alles in der Planungsphase.

Womit die neue Bibliothek punktet, das ist aber nicht nur die große Auswahl an Literatur und Medien und die ansprechende Umgebung - das ist vor allem auch neueste Technik. Das fängt bei den Ausleihautomaten, den sogenannten „Selbstverbuchern“ an. Anfangs gab es noch Probleme mit dem System, vielen waren die Geräte suspekt. „Ständig mussten wir das erklären und dabei stehen“, so Hoffmann. „Aber das hat sich geändert. Ich bin erstaunt, dass gerade die älteren Kunden sehr gut damit klar kommen.“ Natürlich gibt es auch Internetplätze in der Bibliothek, die gerade bei Jugendlichen sehr beliebt sind. Aber zu lange soll niemand vor dem Bildschirm hocken: „Wir achten schon drauf, dass die nicht den ganzen Tag davor sitzen.“

Etwas Besonderes, um dass sicher viele Büchereien die Mülheimer beneiden, sind die neuen Sortierautomaten. Durch Gucklöcher in der Wand kann man im Erdgeschoss einen Blick auf sie erhaschen, was gerade bei Kindern gut ankommt. Wer sein Buch zurückgeben möchte, kann es und durch einen Rückgabeschlitz werfen, die drinnen oder draußen am Medienhaus angebracht sind. Von computergesteuerten Fließbändern wird es gleich der richtigen Kategorie zugeordnet, so dass die Mitarbeiter es später viel schneller wieder an seinen Platz stellen können. Faszinierend ist das „intelligente Regal“, das Medien annimmt, die man nicht durch den Schlitz werfen darf, wie Gesellschaftsspiele beispielsweise. Das System erkennt automatisch den Code der Medien und verbucht sie. Dagegen kennen Bibliothekarinnen wie Elke Hoffmann ihre Kunden noch persönlich.

Infos: Wer neugierig geworden ist, sollte einfach einmal im Medienhaus am Synagogenplatz vorbeischauen. Öffnungszeiten: Montags bis freitags 10 Uhr bis 18.30 Uhr, samstags von 10 Uhr bis 14 Uhr. Ein Ausweis kostet für Erwachsene 10 Euro, für Kinder ist er kostenlos.