Wer mit dem Gedanken spielt, ein Förster zu werden, kann entweder acht Semester Forstwirtschaft studieren, oder beim Förster-Erlebnistag des Landesbetriebs Wald und Holz mitmachen.

Das Konzept basiert auf einer Idee von Forstoberin­spektor Martin Langkamp (48), der die Teilnehmer höchstpersönlich mit seiner Hündin „Qetan“ durch die Wälder führt. „Es ist eine Kombination aus Show und dem wirklichen Alltag eines Försters“, erklärt Langkamp. Es gehe darum, möglichst viele Tätigkeitsbereiche des Berufes kennen zu lernen. „Die Leute denken ja oft, ein Förster würde den ganzen Tag den Weidenkätzchen beim Wachsen zusehen“.

Und damit niemand mit falschen Erwartungen ankommt, stellt er gleich klar, dass es sich beim begleiteten Ausflug in die Wälder um ein Bildungsangebot handele – und nicht um ein Survival-Training mit Dschungelkampf-Charakter. Auch mit dem im Fernsehen erzeugten „Forsthaus Falkenau“-Klischee habe die Realität des Försterberufs wenig zu tun. „Bis zu 60 Prozent meiner Arbeitszeit verbringe ich am Schreibtisch“, sagt Langkamp. Doch die Büroarbeit ist natürlich kein Bestandteil des Förster-Erlebnistags, denn dafür geht es raus in die Natur.

„20 Prozent des Mülheimer Stadtgebiets sind Wald“, sagt Langkamp während der Fahrt zu einem Waldstück in der Nähe des Mülheimer Flughafens. Dort angekommen, öffnet er den Kofferraum seines Geländewagens. Langkamp greift nach einer Farbsprühdose und beginnt mit der Bestandsaufnahme: „Wir haben hier reinen Buchenbestand, etwa 100 Jahre alt. Allerdings ist das Waldstück etwa 50 Jahre vernachlässigt worden.“ Daher schreiten wir zur Tat: Mit der Spraydose markieren wir die Bäume, die gefällt werden sollen, damit wieder lebensspendendes Licht auf den Waldboden fallen kann. Eine ungewohnte Aufgabe für den Journalisten, denn mit dem Auftragen der Farbe fällt er Todesurteile. „Machen Sie sich mal nicht verrückt“, beruhigt der Förster, „da ist Pilz im Baum. Das ist wie Karies im Zahn.“ Und stünden die Baumkronen noch länger so dicht beieinander, hätte der Rest des Waldes ohnehin keine große Überlebenschance. „Beliebt mache ich mich mit so etwas trotzdem nicht“, sagt Langkamp, denn Menschen, die sich oft über lange Zeit an „ihren“ Wald und „ihren Baum“ gewöhnt hätten, reagierten zuweilen sensibel.

Ortswechsel. Eben wurde gefällt, jetzt aufgeforstet. Wir stehen auf einem Hang, der ehemals dicht bewachsen war. Bis „Kyrill“ zuschlug. Während Langkamp über Sinn und Zweck von Aufforstungsmaßnahmen spricht, holt er ein GPS-Gerät aus seinem Rucksack. „Wir vermessen jetzt das gesamte Areal. Los geht’s.“ Auch das gehört zum Förster-Alltag.

An der nächsten Station zückt Langkamp ein Arbeitsblatt. „Sehen und Beobachten“ lautet die Überschrift. „Das sind Talente, die ein guter Förster mitbringen muss“, weiß er nach 20-jähriger Berufserfahrung. Auf dem Blatt stehen Denk- und Orientierungsaufgaben, die den Teilnehmer kreuz und quer durch den Wald führen. Dabei schlüpft der Laie in die Rolle des Försters, und der Förster wird zum Begleiter.

Für die Teilnahme am Förster-Erlebnistag gibt es schließlich eine Urkunde, die bestätigt, dass der Teilnehmer „ehrenhalber zum Hilfs-Förster ernannt“ wird, und fortan berechtigt ist, den Titel „Förster h.c.“ zu tragen.

Der genaue Programmverlauf kann für jeden Teilnehmer individuell gestaltet werden. Interessiert sich etwa jemand für das Fällen von Bäumen, wird dies integriert. Möchte jemand einen Zaun bauen, errichtet Langkamp mit ihm einen Zaun. Nach erfolgreicher Pilotphase in Essen wird das Projekt nun ab August auf Mülheim und Duisburg ausgeweitet. Anmeldungen nimmt Langkamp bereits jetzt entgegen.