Sonntag wird ein Klassiker neu aufgelegt: Deutschland gegen England, mehr braucht ein Fußballfan eigentlich nicht für einen spannenden Nachmittag. Und das ist erst das Achtelfinale.

Vor dem Spiel wollten wir wissen, wie die Stimmung in unserer Partnerstadt Darlington ist. Und wer könnte das besser in Worte fassen als ein echter Engländer? Also lesen Sie selbst, was Tom Nutt zu sagen hat.

„Deutschland gegen England! Das Spiel, von dem wir alle gehofft hatten, es würde das Finale der Weltmeisterschaft werden, kommt viel zu früh – und leider wird einer von uns sehr bald aus dem Wettbewerb ausscheiden. 57 Jahre Städtepartnerschaft werden am Sonntag für zwei Stunden beiseite geschoben, wenn wir mit unserem größten Fußballgegner um den Einzug in die nächste Runde kämpfen.

Sobald die Gruppenergebnisse feststanden, wuchs die Stimmung, und unter den Fans wurden Stimmen laut wie: „Wir haben sie 1966 geschlagen“, „sie sind nicht so gut, wie sie mal waren“, „erinnerst du dich noch an die 5:1 Klatsche, die wir ihnen vor ein paar Jahren verpasst haben“. Was sie natürlich nicht erwähnten: den Hattrick von Gerd Müller in Mexico, die Elfmeterschießen, bei denen wir versagt haben, oder die anderen Male, als wir auf der falschen Seite der Ergebnisanzeige standen – solche Erinnerungen sind wertlos für diejenigen, die nur von englischen Siegen träumen.

Im Moment sehen die Wetten hier England leicht als Favoriten, aber das war zu erwarten, da die Buchmacher natürlich Gefahr laufen, einen großen Betrag zu verlieren, wenn wir gewinnen. Aber allein die Tatsache, dass die Wetten so eng sind, zeigt den Respekt, den die Buchmacher vor unserem Gegner haben.

Zum Anstoß am Sonntag werden die Straßen von Darlington leer sein. Autos mit englischen Flaggen fahren jetzt schon herum. Jeder Pub, jeder Verein und jede Sporthalle wird rot-weiß dekoriert sein, und voll von Fans in rot-weißen T-shirts, Hüten und Schals, die die rot-weiße Flagge mit dem St.-Georgs-Kreuz schwenken werden. Hausparties werden organisiert, so dass Freunde und Nachbarn zusammen feiern können – oder trauern –, und die Vorstände der englischen Brauereien reiben sich die Hände vor lauter Vorfreue, wenn sie daran denken, welchen enormen Profit die Bierverkäufe abwerfen werden!

Zur großen Frage, wer gewinnen wird. Ich erinnere mich an einen Besuch bei einer Fußballausstellung im Oberhausener Gasometer vor ein paar Jahren mit meinem guten Freund aus Mülheim, Karl-Rüdiger Schaefer. Alle 30 Sekunden zeigten sie eine Wiederholung des Geoff Hurst Tores, von dem alle Engländer sagen, der Ball hat die Linie definitiv überschritten, während alle Deutschen: Hat er nicht. Zum Glück war der Schiedsrichter unserer Meinung, und der Rest ist Geschichte. Seitdem hat Deutschland bei unseren Begegnungen mehr Glück gehabt, aber ich glaube, das wird sich jetzt ändern. Meine Vorhersage ist: England 3, Deutschland 1.

Wenn ich Recht behalte, wird es mir für meine Freunde in Mülheim leidtun, und wenn ich falsch liege, werde ich von da an zu den Deutschen halten. Was auch immer passiert: Fußball ist nur ein Spiel, und die großartige Freundschaft zwischen unseren Städten wird am Montag wieder neu beginnen. Ich freue mich schon darauf, all meine Freunde dort im September während der Local Heroes Woche der Kulturhauptstadt wiederzusehen.“