Mülheim. .

Früher waren die Teichanlagen im Mülheimer Naherholungsgebiet Witthausbusch ein Kleinod - mittlerweile verkommen sie völlig, bieten einen erbärmlichen Anblick. Immer mehr Bürger fordern die Rettung. Doch der Stadt fehlt das Geld.

Mit Enttäuschung, Empörung und Unverständnis reagieren immer mehr Bürger auf den Zustand der Teichanlagen im Witthausbusch, dem Naherholungsgebiet in Mülheim.

„Wir empfinden es als erschreckend, in welchem Zustand sich dieses frühere Kleinod heute darstellt“, sagt Rainer Fiddecke, überzeugter Mülheimer und stellvertretender Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Holthausen-Menden-Raadt. Hier gehe ein Stück beliebtes Mülheim kaputt.

Generationen von Mülheimern -- Großeltern mit Enkeln, junge Mütter mit Kinderwagen -- gingen dort früher spazieren, vor allem sonntags. Man sei gern dort gewesen, heißt es, genoss die Ruhe, das Grün, die Tiere. Fotos hielten die Idylle von einst fest.

Thema im Landtagswahlkampf

Im Landtagswahlkampf war der schlechte Zustand des Naherholungsgebietes ein akutes Thema. Immer wieder hatten sich Bürger an die Politik gewandt: Tut was! Der erste Schritt war jetzt ein Ortstermin mit Bürgern und Vertretern des Grünflächen- und des Tiefbauamtes. „Die Beschwerden sind berechtigt“, sagen Politiker. Seit Jahren sei dort nicht mehr richtig gepflegt worden. Die einst so zahlreich vorhandenen Wasservögel sind abgewandert, die Teiche verschlammen. „Ein erbärmlicher Anblick“, klagt Fiddecke, der sich noch gut an die frühere Artenvielfalt in dem Gebiet erinnern kann. „Da gab es fantastische Exoten.“ Und eine Schutzhütte gab’s mal. „Abgefackelt von Unbekannten.“

Der Witthausbusch ist die größte Parkanlage in Mülheim. Das Gelände wurde um 1900 vom Mülheimer Verschönerungsverein, dem prominente Mülheimer Bürger wie Hugo Stinnes und August Thyssen angehörten, gekauft und als Park angelegt. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Park stark zerstört, später wieder aufgeforstet. Neben den fünf Teichen gehören heute große Spiel- und Liegewiesen, Waldflächen, ein Wildgehege und ein Streichelzoo zu dem Areal.

Zuständig für den Erhalt und die Pflege der Gewässer ist die Untere Wasserbehörde, die zum Tiefbauamt gehört. Längst engagieren sich dort aber auch ehrenamtliche Kräfte: Die Interessengemeinschaft Holthausen kümmert sich um den Streichelzoo, die Bürgerstiftung sorgt sich um das Wildgehege und die Tiere, investiert viel Geld.

Nur noch Kosmetik

Geld, das der Stadt fehlt. Daher werde nur noch Kosmetik betrieben. Eine richtige Unterhaltung oder gar Sanierung sei zu aufwendig, zu teurer. Mittel, so Stadtsprecher Volker Wiebels, seien nicht im Haushalt vorgesehen. Um Hilfe hat daher die Stadt die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet gebeten: Die Wissenschaftler stehen den Gewässern in der Form skeptisch gegenüber. „Heute würde man so eine Teichanlage nicht mehr errichten“, sagt Martin Schlüpmann. Sie entspräche nicht mehr dem europäischen Leitbild von Gewässern. Die Biologen schlagen vor, einen der Teiche zu entschlammen, den Bach nicht mehr dort hinein zu führen und Gehölze am Ufer zu entfernen, um mehr Licht zu bekommen. Die Folge: Das Wasser würde wärmer, ruhiger. Mehr Amphibien könnten sich ansiedeln und durch das zusätzliche Licht würde ebenfalls der Artenreichtum wieder zunehmen. Die anderen Teiche, so Schlüpmann, seien zum Teil völlig kaputt.

Die Kosten müssen im Rahmen bleiben, weiß auch der Ortsverein. Dennoch: „Wir fordern“, so der Ortsverein, „die Verwaltung und politischen Gremien auf, schnellstmöglich dieses Gebiet wieder zu einem attraktiven Naturerlebnispark zu machen.“