Der österreichische Erzähler Walter Kappacher erhält die höchste deutsche Literaturauszeichnung – der Buchhandel hat davon noch nichts gespürt
Erfolg macht sexy, heißt es. Wie sexy ist der österreichische Erzähler Walter Kappacher, seit bekannt wurde, dass er den Georg-Büchner-Preis 2009 erhält, die bedeutendste literarische Auszeichnung in Deutschland?
Sind die Romane des 70-Jährigen im Buchhandel vorrätig, haben sich gar schon Leser, durch die gestrigen Meldungen neugierig geworden, zwecks Kauf eingefunden, will ich wissen.
„Walter Wer?” Karin Tator von der Buchhandlung Röder steht zu ihrer Kenntnislücke, und ihre erfrischende Offenheit führt zu einem köstlichen Gespräch. Immerhin muss man nicht jeden Autor kennen, und schließlich hat selbst die Akademie für Sprache und Dichtung in ihrer Begründung von einem ebenso beachtlichen wie weithin unbeachteten Oeuvre gesprochen. Dass bei Röder noch kein Kunde nachgefragt hat, verwundert nicht wirklich.
Ähnlich ist es bei Thalia. Dort weiß Anke Bülow zwar auf Anhieb, dass im Augenblick nur zwei Bücher [die Romane „Selina” und „Der Fliegenpalast”] lieferbar sind. Doch im regulären Sortiment war und ist Walter Kappacher nicht vertreten, und gefragt hat auch niemand. Normalerweise, meint Anke Bülow, dauert es aber auch eine Woche, bis eine Meldung – über Presse, Internet – zum potentiellen Leser vorgedrungen ist. Es sei denn, Elke Heidenreich oder Christine Westermann redeten sich im Radio in Begeisterung. Dann reagiert der Leser vielleicht schneller. Oder auch nicht. Die Leser-Resonanz, meint Karin Tator, ist oft absolut nicht einzuschätzen.