Haus zu verkaufen. 500 000 Euro, eine Million oder etwas mehr? Es geht auch preiswerter in der Stadt des Wohnens. Dafür sorgt seit einigen Jahren das „100-Häuser-Programm“ der Stadt.
Junge Familien, die nicht über das große Jahresgehalt verfügen, sollen sich dabei den Wunsch vom eigenen Heim erfüllen können. Doch wie lange noch?
Der Weg zum preiswerten Heim führt über preiswerte städtische Grundstücke. Derzeit entstehen im Rahmen des 100-Häuser-Programms weitere 26 Einfamilienhäuser in Dümpten, in Nachbarschaft zur Grünanlage Wittkampbusch. Die Nachfrage ist groß. Ich hätte eine riesige Liste von Interessenten anlegen können“, berichtet Isabelle Hötte vom Mülheimer Wohnungsbau (MWB), der die Häuser realisiert. „21 der 26 Häuser sind vergeben“, stellt Frank Esser, MWB-Vorstandsvorsitzender, zufrieden fest. Vor neun Monaten hatte der MWB bei der Einweihung eines Spielplatzes am Wittkampbusch die Baupläne erstmals öffentlich vorgestellt, seitdem rennen Familien der Wohnungsbaugesellschaft die Türen ein. Beim 100-Häuser-Progamm gelten bestimmte Voraussetzungen: Mindestens ein Kind unter zwölf Jahren muss in der Familie leben, die Familie darf bisher noch kein Wohneigentum besitzen und sie muss nach den Bestimmungen der öffentlichen Wohnbauförderung förderfähig sein.
Es sind meist Reihenhäuser, die im Rahmen des Programms gebaut werden. Am Wittkampbusch verfügen sie über rund 140 qm Wohnfläche, die Grundstücksgrößen variieren von 165 bis 476 qm. Die Preis fangen bei 214 000 Euro an für ein Mittelhaus. Auch das Haus ohne Keller sollte im Angebot sein, doch die Nachfrage danach, so Hötte, sei sehr gering gewesen.
Bereits gebaut wurden, nicht ohne technische Probleme, 28 Häuser in Saarn an der Hagenauer Straße. Auch da musste ausgewählt werden. Kinderzahl und Einkommen gaben den Ausschlag. 70 Kinder fanden bei diesem 100-Häuser-Projekt eine neue Heimat.
Trotz der großen Nachfrage in diesem preiswerten Eigenheim-Segment ist sich die Politik nicht einig über die Fortführung. Der Vorsitzende des Planungsausschusses, Dieter Wiechering (SPD), hält das Programm für einen echten Gewinn, für die Familien – und für die Stadt. „Wir wollen daran in den nächsten Jahren festhalten“, sagt er und verweist auch auf das Lob aus anderen Städten. Dort werde das Mülheimer Programm als fortschrittlich bezeichnet. Für Wiechering ist es nicht nur ein Stück Familienpolitik, was hier betrieben wird, sondern auch Stadtumbau. So kann er sich vorstellen, dass in den nächsten Jahren im Zuge der Schulentwicklungsplanung weitere städtische Grundstücke frei werden und Bauland für Familien werden könnten. Von dem Versuch, die Grundstücke mit möglichst hohem Gewinn am Markt zu veräußern, hält der SPD-Fraktionschef wenig. Junge Familien bringen schließlich auch Geld an vielen Stellen in die Stadt.
Die CDU richtet dagegen bei ihren Sparüberlegungen durchaus den Blick auf das „100-Häuser-Programm“. So schlägt sie vor, den bereits gefassten Beschluss für die Umsetzung eines weiteren Bauprojektes für Familien am von-Carnall-Weg/Sellerbeck aufzuheben, um „über eine freie Vermarktung der Grundstücksflächen Mehreinnahmen durch Grundstücksverkäufe zu erzielen“.