Nachdem der Gläubigerausschuss der insolventen Kaufhauskette Karstadt seine Entscheidung zugunsten des Privatinvestors Nicolas Berggruen bekannt gab, wächst auch rund um die Mülheimer Filiale die Zuversicht.

Die Aussichten für das letzte traditionelle Warenhaus der Stadt scheinen positiv. Immerhin hatte Berg­gruen angekündigt, auf Zugeständnisse der Beschäftigten zu verzichten.

„Verhalten optimistisch“, zeigte sich am Tag eins nach der Entscheidung die Gewerkschaft Verdi. Henrike Greven, Verdi-Bezirksgeschäftsführerin für Mülheim, betonte: „Wir haben für Berggruen gestimmt, weil er ein Unternehmer mit eigenem Geld ist und weil es der einzige Bieter war, der von der Arbeitnehmerschaft keinen Verzicht verlangt hat – im Gegensatz zu allen anderen Bietern.“

Verhaltenen Optimismus habe es auch aus den Reihen der Karstadt-Beschäftigten nach der Entscheidung gegeben, hieß es. Die Gewerkschaft, die auch im Gläubigerausschuss vertreten war, wolle nun die Vertragsunterzeichnung und den Termin beim Essener Amtsgericht in dieser Woche abwarten, begründete Henrike Greven die vorsichtige Haltung der Arbeitnehmervertreter.

Zurückhaltung lautet zunächst auch die Devise des Betriebsrats der Karstadt-Filiale im Rhein-Ruhr-Zentrum (RRZ). Es gebe zum jetzigen Zeitpunkt noch keine neuen Entwicklungen zu vermelden, hieß es. Im Herzen des Einkaufszentrums war jedoch schon jetzt eine deutliche Entspannung unter den Angestellten zu erkennen. „Hört sich gut an. Das ist wohl viel besser als alles andere, was besprochen wurde“, äußerte sich eine Verkäuferin sichtlich erleichtert gegenüber einer Kundin.

Auch wenn die Filiale im RRZ mit ihren knapp 40 000 Quadratmetern die fünftgrößte in ganz Deutschland ist und gar einen Podiumsplatz bei der Anzahl der durchschnittlichen Kassenbons einnimmt, war auch in Mülheim die Verunsicherung spürbar. Noch im vergangenen Sommer hatte die Belegschaft für die gefährdeten Arbeitsplätze symbolisch ein Arbeitsamt in der obersten Etage des Hauses errichtet. „Ohne Karstadt würde es im Rhein-Ruhr- Zentrum sehr dunkel“, stand damals auf einem Plakat zu lesen. Erfreut über die neue Entwicklung zeigten sich auch zahlreiche Kunden. Es sei schon schade, wenn die traditionellen Kaufhäuser verschwänden, so das Bochumer Ehepaar Rüsberg. „Vor allem nach dem Umbau vor einigen Jahren ist das Kaufhaus für uns immer einen Besuch wert, wenn wir auf der Durchreise sind.“

Ähnlich positiv äußerte sich Suzana Schahlibbe. Die Essenerin, die mit ihrer kleinen Tochter einen freien Tag zum Einkaufen nutzte, zeigte sich gerade vom Konzept der Mülheimer Filiale überzeugt. „Nirgendwo anders kann ich mit einem so geringen Zeitaufwand so viel erledigen wie hier.“ Dazu trage sowohl die Verkehrsanbindung, inklusive der kostenlosen Parkplätze, als auch die Filiale selbst, bei. Die käme ihren Bedürfnissen wesentlich eher entgegen als beispielsweise das Zentrum am Limbecker Platz.

Ob sich in Mülheim im Zuge der neuen Eigentumsverhältnisse etwas verändern werde oder ob die hiesige Filiale gar als Vorbild für die angekündigte Auffrischung des Konzerns dienen könnte, dazu wollte Berggruen aufgrund des noch nicht abgeschlossenen Geschäftes zunächst keine näheren Angaben machen.