Die Zahl der Mülheimer Arbeitslosen über 50 Jahre ist binnen eines Jahres um 14 % gestiegen. Von April bis Mai 2010 sind 2,2 % hinzugekommen. Das ergibt der Arbeitsmarktreport Mai 2010 der Agentur für Arbeit.

Mehr haben nur Schwerbehinderte während der Wirtschaftskrise gelitten. Die Generation 50+ macht damit inzwischen 31,3 % aller unbeschäftigten Mülheimer aus. 2217 Personen aus dieser Altersgruppe sind arbeitslos.

Die Chancen für 50+könnten sich in Zukunft jedoch verbessern. Diese Perspektive zeigt zumindest Dr. Jennifer Neubauer auf, die stellvertretende Leiterin der Mülheimer Sozialagentur. Allein wegen des sich abzeichnenden Fachkräftemangels seien Firmen gezwungen, die Potenziale der Generation 50+ künftig mehr auszuschöpfen. Noch mangele es den Personalchefs an der nötigen Akzeptanz. Gerade nach längerer Arbeitslosigkeit würden Menschen ab 50 aufgrund „veralteter Kenntnisse“ abgelehnt, so Neubauer.

Bei den Über-50-Jährigen gehe den Unternehmern „so viel Know-how durch die Lappen“, sagt Hanns-Peter Windfeder, Vorstandsmitglied der Unternehmerverbandsgruppe. Hinter dem deutlichen 14 %-Anstieg vermutet er zum Beispiel den Stahlbereich, der „extreme Einbrüche verzeichnet“, viele Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken müsse und allgemein „eine sehr alte Mitarbeiterschaft hat“. Auch Windfeder betrachtet den Fachkräftemangel als ein wesentliches Motiv für die Wirtschaft, künftig umzudenken und mehr ältere Mitarbeiter einzustellen. In Ansätzen gebe es dieses Umdenken schon. Man müsse jedoch noch weiter sensibilisieren.

Grusche Schönfelder, Projektleiterin der Initiative „Best Ager 50+“, zweifelt den Anstieg um 14 % an und verweist auf eine uneinheitliche Zählweise in der Statistik. 2009 seien die von Dritten vermittelten Arbeitslosen nicht mitgezählt worden.

„Vorbehalte abbauen“ will die Jobmesse „Neustart“. Mit ihrer Hilfe wollen der Job-Club Mülheim und die Sozialagentur Arbeitsuchende der Generation 50+ mit Arbeitgebern in Kontakt bringen. Die Messe findet statt am Dienstag, 15. Juni, 11 bis 15 Uhr, in der Stadthalle. An Ständen informieren Arbeitgeber über freie Stellen. Außerdem nehmen sie Bewerbungsunterlagen entgegen oder vereinbaren Vorstellungsgespräche. Die Messe richtet sich an ältere Arbeitslose und andere Interessierte, der Eintritt ist frei.

Messe-Guides wollen den Teilnehmern helfen, sich zurechtzufinden und mit den Firmenvertretern ins Gespräch zu kommen. „Wissensinseln“ beantworten Fragen zu den Themen Bewerbung, Rente und Existenzgründung. In Workshops werden Bewerbungsfotos gemacht und Entspannungstechniken eingeübt. Eine professionelle Typ- und Stilberaterin beantwortet die Frage: Wie wirke ich im Vorstellungsgespräch am besten? Welche Kleidung passt zugleich zu mir und zum Unternehmen?