Vielleicht gibt’s bei Tchibo bald die Erfindung einer Mülheimerin zu kaufen. Der Kaffeeröster mit dem pfiffigen Zusatz-Sortiment denkt darüber nach, einen ganz besonderen Teller in sein Angebot aufzunehmen: ETRIHA.
Ja, dieser Teller hat sogar einen Namen: Essen-und-Trinken-Halter lautet er vollständig, und er hält, was er verspricht. Mit ETRIHA ist die Fußball-WM schon vor dem Anpfiff gerettet: Essen und Trinken lassen sich mit dem praktischen Helfer buchstäblich mit Links bewältigen – so bleibt die andere Hand frei zum Daumen drücken. „Stadion, Public Viewing, Stadtfeste, Ruhr.2010 – genau da fehlt sowas“, meint Erfinderin Vera Noske-Dhonau. Denn wo viel los ist, gibt es eines oft zu wenig: Tische. Dann steht der Fan im Stadion und schaut trotzdem in die Röhre: Pommes links, Bier rechts – nur wie jetzt noch essen oder trinken?
Das Problem kennt auch Noske-Dhonau. Jahrelang arbeitete sie im Vertrieb. „Da isst man ganz schnell nebenbei im Stehen oder Gehen.“ Sie dachte: „Es muss doch einen Teller geben, wo ich meinen Becher mit abstellen kann.“ Gab es aber nicht. Bei ihren Recherchen stieß sie zwar auf ein paar ähnliche Teller, doch die Patente dafür waren „alt – oder schlecht durchdacht“. So wie die edle, 30 Jahre alte Variante von Villeroy & Boch aus Porzellan: schön anzusehen – aber unpraktisch, weil viel zu schwer.
Also erfand Noske-Dhonau ihren Teller mit Getränkehalter kurzerhand selbst. Sie überlegte, tüftelte und zeichnete – vier Jahre lang: „Diese Form basiert auf ganz, ganz vielen Versuchen. Zum Beispiel hatten wir erst nur ein Loch. Ich bin aber Linkshänder ...“, schmunzelt sie. Jetzt haben linker wie rechter Daumen ein Griffloch im Teller, die übrigen Finger stabilisieren ihn von unten. Der geriffelte Boden des Hauptfachs hält die Speisen länger heiß – und sorgt dafür, dass sich Hungrige an der nahrhaften Last nicht die Finger verbrennen. Auch wenn ETRIHA auf den ersten Blick nicht viel mehr hermacht als die üblichen Plastikschälchen für Currywurst und Co.: Der schlaue Teller steckt voller Ideen, die Essen und Trinken auch ohne Tisch zum Vergnügen machen.
Das haben auch Noske-Dhonaus Kunden erkannt: Caterer, Gemeinden und Firmen aus ganz Deutschland haben den Einhandteller schon bei ihr geordert. „Die beste Rückmeldung ist, wenn der Kunde vom Caterer sagt: Ah, endlich gibt es das“, meint die Erfinderin. So etwas hört sie nicht selten – trotzdem griffen die Bundesligavereine bei ETRIHA bisher nicht zu. Dabei ist Noske-Dhonau überzeugt: „Ich wette mit Ihnen, der wird noch mit nach Hause genommen!“
Das lohnt sich sogar bei der Einwegausgabe: „Selbst den kann man in die Spülmaschine packen. Ich hab’ den zehnmal bei 70 Grad gewaschen, gar kein Problem.“ Auch Umweltbewusste können bei ETRIHA auf den Geschmack kommen: „Wir bieten ihn auch als Mehrweg an.“
Mitte 2009 hielt Noske-Dhonau ihren ersten ETRIHA in der Hand. Die lange Entwickungszeit hat sich gelohnt: „Der ist schon ziemlich fertig gedacht.“ Trotzdem kommt ab und zu noch eine Verbesserung dran. Aktuell gehen gerade die Daumenlöcher mit Schlitz in Serie – damit ETRIHA-Fans in Zukunft auch mit Sekt anstoßen können.