Dem Hochschulrektor Prof. Eberhard Menzel stand auch am Donnerstag nicht der Sinn danach, sich öffentlich zu den jüngsten Turbulenzen um Räume für Studenten und Verzögerungen beim Neubau zu äußern.

Er ging lieber zur Tagesordnung über und ließ Infoveranstaltungen für den Studentennachwuchs ankündigen, hob das rasant wachsende Angebot hervor von der Angewandten Informatik über Fahrzeuginformationstechnik bis hin zur Umweltmesstechnik und Biomedizinischen Technik.

Der Laden läuft, neue Hochschullehrer wie Studenten sprechen mit Begeisterung über die junge Hochschule Ruhr West (HRW), an der keine Studiengebühren verlangt werden, die noch mit idealtypischen Lerngruppen aufwarten kann, die von Beginn an stark von der heimischen Wirtschaft unterstützt wird. Von den drohenden Engpässen bekommt im aktuellen Hochschulbetrieb keiner etwas mit.

Sollen sie auch nicht, wenn es nach dem Rektor geht, der bis zur Fertigstellung des Neubaus an der Duisburger Straße irgendwann im Jahr 2014 gute Zwischenlösungen anbieten will, ohne gleich reihenweise Studenten ablehnen zu müssen. Dass er dabei auch jenseits der Stadtgrenzen schaute, ist für ihn eher Weitsicht in einer Region, die ohnehin viel stärker als in der Vergangenheit stadtübergreifend denken und arbeiten will. Und er ist nicht der einzige, der so vorging: Die neue Hochschule Ruhr Waal etwa weicht bis zum Bezug des Neubaus sogar nach Emmerich aus.

Freunde hat sich Menzel damit in der Mülheimer Politik und Stadtverwaltung jedoch nicht gerade gemacht: Aus Angst vor dem Verlust der gesamten Hochschule schrieben sie das Wissenschaftsministerium an mit der versteckten Botschaft: Pfeift den Mann zurück! Das haben sie in Düsseldorf nicht getan, sondern eher moderat reagiert.

Das Ministerium hält an seiner Zusage, am Standort Mülheim den Neubau der Fachhochschule zu realisieren, fest. Und man gehe in Düsseldorf davon aus, so ein Sprecher des Ministeriums, dass „Stadt und Hochschule im partnerschaftlichen Miteinander nach geeigneten Standorten in Mülheim suchen, um den Interimsbetrieb der Hochschule sicherzustellen“. Weiterhin gebe es die nötigen Finanzmittel zum Aufbau der Hochschule. Die Botschaft wurde in der Stadt mit Erleichterung aufgenommen.

Die Wirtschaftsförderung ist längst bei der Suche. „Wir wollen möglichst schnell das Problem lösen“, sagt Jürgen Schnitzmeier und fügt hinzu: „Wir überprüfen mehrere Objekte, die die Hochschule als Übergangslösung nutzen könnte.“ Er weiß aber auch: Nicht nur 25 000 Quadratmeter müssen unterm Strich angeboten, sondern auch zahlreiche Auflagen erfüllt werden. Auch der Preis spielt eine entscheidende Rolle. Das Ziel: das Bestmögliche mit geringstem Aufwand ermöglichen.

Schnitzmeier ist überzeugt, dass vorzeitig Bauteile an der Duisburger Straße bezogen werden könnten, und denkt etwa an das Hörsaalzentrum. Und dass die Hochschule vorübergehend in der Stadt auf mehrere Standorte verteilt sein wird, hält Schnitzmeier für kein Problem. In Bonn und Münster funktioniert das schließlich schon seit Jahrhunderten.