Unlängst fällte die Stiftung Warentest zum wiederholten Mal nach Ausbruch der Finanzkrise ein vernichtendes Urteil über Bankberater. Die Sparkasse Mülheim fühlt sich nicht angesprochen.

„Die Blamage geht weiter“, titelte die Stiftung Warentest ihren Bericht über den Test der Anlageberatung in 21 Instituten. Sie sieht eine hohe, wenn auch (noch) nicht exzellente Qualität in ihrer Finanzberatung.

Wie berichtet, hatte Stiftung Warentest nach September 2009 unlängst 146 Testkunden in Kreditinstitute geschickt. Sie gaben vor, 35 000 Euro für zehn Jahre anlegen zu wollen. Dabei gaben sie sich bedingt risikobereit, wollten aber am Ende der Laufzeit mindestens das eingesetzte Geld gehalten haben.

Stiftung Warentest stellte fest: Die meisten Berater haben eine zu riskante Anlage empfohlen – und zu mehr als 50 % ihre gesetzliche Pflicht verletzt, dem Kunden bei Wertpapier-Empfehlungen das seit Anfang 2010 vorgeschriebene Beratungsprotokoll auszuhändigen. Testergebnis: Nicht eine Bank schnitt „gut“ ab, sechs Institute aber: „mangelhaft“.

Die Sparkasse Mülheim, selbst nicht getestet, zählt in ihrem Wertpapiergeschäft gut 20 000 Kunden mit Depots direkt bei der Sparkasse oder bei den Deka Investmentfonds; insgesamt summierte sich der Wertpapier-Gesamtbestand laut Kurswerten Ende 2009 auf 1,21 Mrd. Euro. Der Umsatz im Wertpapiergeschäft 2009: 397 Mio Euro.

Helmut Schiffer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, mag sein Institut nicht mit denen aus dem Stiftungstest über einen Kamm geschert sehen. Die Sparkasse präsentierte nun die eigene Sicht auf die Qualität ihrer Anlageberatung – wenig überraschend fällt Schiffers Urteil aus: Wenn sein Haus auch noch nicht exzellent sei, so gebe es doch reichlich Indizien dafür, dass man dem Vertrauen der Anleger gerecht werde.

Schiffer stützt seine Aussage auf ein wiederholtes „Sehr Gut“ in der Bewertung des Kundenservices durch die Kölner Agentur „Service Rating“, Testate externer Wirtschaftsprüfer und auf eine aktuelle Kundenbefragung. Bei der Befragung von 1414 Filialen und 303 explizit „vermögenden Kunden“ habe die Zufriedenheit im Vergleich zu 2007 gar noch leicht zugenommen, wird festgestellt. 86,5% der Befragten hätten sich zufrieden geäußert; selbst die (nicht genannte) Filiale, die am schlechtesten abschnitt, habe nur knapp die magische 80 %-Hürde gerissen, die auf dem Weg zum guten Ergebnis zu nehmen ist. Gehe es nur um die Beratung, so erreichten gar alle Filialen einen Wert jenseits dieser 80 %.

Wer über die Sparkasse größere Wertpapiergeschäfte machen will, der macht dies nicht über seine Filiale. Das Mülheimer Geldinstitut hat eine zentrale Fachabteilung mit zehn Wertpapier-Experten, an die sollen für eine intensive Beratung auch die 20 Vermögens- und die 60 Finanzberater der Filialen verweisen. Karsten Kührlings, Leiter des Wertpapier-Centers, versichert, die Sparkasse nehme im Wertpapiergeschäft auch ihre gesetzlichen Pflicht ernst. Seit Anfang des Jahres hätten seine Mitarbeiter 2697 Wertpapieraufträge samt Beratung protokolliert.

Ethische Verantwortung

In dem sechsseitigen Papier werde, wie gesetzlich gefordert, stets erfasst, welche Anlage mit welchem maximalen Risiko der Kunde wünsche, welche Erfahrungen er im Wertpapiergeschäft und welchen finanziellen Hintergrund er habe. Schließlich würden noch die begründeten Empfehlungen der Berater protokolliert – samt Angabe, was die Sparkasse an dem Deal verdient. Bürokratisch aufwändig sei das Verfahren, so Schiffer, auch stoße die Erfassung personenbezogener Daten bei manchem Kunden auf Ablehnung. Letztlich aber stütze die Protokollierung doch die Philosophie des Hauses. Wertpapier-Fachmann Kührlings bringt es auf den Punkt: „Irgendein wildes Papier wird es bei uns nicht am Schalter geben.“ So habe die Sparkasse seinerzeit auch einen aktiven Vertrieb von Lehman-Zertifikaten abgelehnt, weil man zu der Auffassung gekommen sei, selbst zwar ein gutes Geschäft machen zu können, den Kunden das Papier aber nicht zumuten zu können.

Man wolle nur empfehlen, was ethisch verantwortbar sei. Bei all dem Positiven, was die Sparkasse der Öffentlichkeit glaubt verkaufen zu können – Vorstandsmitglied Helmut Schiffer weiß: „Wir können uns noch steigern.“