Baywatch ist Schuld. In der Fernsehserie hechteten schöne Rettungsschwimmer in die kalifornischen Fluten und ziehen Ertrinkende aus dem Pazifik.
Zehn Jahre war Katharina Tersteegen alt, als sie die Serie mit ihrem Vater sah und fragte: „Gibt’s das in Mülheim auch?“ Gibt es. Inspiriert von der Hollywood-Realität fand Katharina zur Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Nun sorgt sie regelmäßig dafür, dass niemand in der Ruhr ertrinkt und gibt Schwimmkurse. Zudem engagiert sich die 18-Jährige im Mülheimer Jugendstadtrat. Alles ehrenamtlich,versteht sich.
An ihren ersten Besuch bei der DLRG erinnert sich Katharina Tersteegen noch genau. „An dem Tag haben sie eine Rettungsübung gemacht, haben jemanden ins Wasser geworfen und dann rausgeholt. Ich fand das toll.“ Das wollte sie auch können und besuchte fortan die DLRG-Jugendgruppe. Das Rettungshandwerk in Theorie und Praxis lernte sie dort, Knoten- und Ortskunde, erfuhr, wie ein Motor funktioniert und wie man jemanden bei der Rettung richtig unter die Arme greift. Ihr „Deutsches Rettungs-Schwimm-Abzeichen“ – der Profi nennt es kurz „Rettungsschwimmer“ – machte sie schließlich, absolvierte eine Ausbildung zur Sanitätshelferin und zur Sanitäterin.
Seit sie 16 Jahre alt ist gehört sie dem Wachdienst an. „Sieben bis acht Tage“, schätzt sie, verbringt sie auf der Ruhr, meistens am Wochenende. Hinzu kommen spezielle Einsätze, etwa beim Drachenbootrennen. Dort musste Katharina auch zum bisher einzigen Mal eingreifen, als ein Boot umkippte. „Wir hatten die Leute gezählt und es saßen 20 drin. Aber dann kamen nur 19 wieder hoch“, erzählt sie. „Ohne nachzudenken“ sprang sie mit anderen ins Wasser und drehte das Boot um; der Ruderer saß darunter fest. „Leben zu beschützen“, sagt sie, „ist ein tolles Gefühl.“ Die Verantwortung, die sie bei den Wachfahrten hat, stört sie nicht. Im Gegenteil: „Jeder hat diese Verantwortung; jeder muss Menschen, die in Not geraten sind, helfen.“ Bei Unfällen einfach weiterfahren, das könnte sie nicht.
Damit es gar nicht erst so weit kommt, gibt sie immer donnerstags Schwimmunterricht. Den ganz Kleinen verhilft sie so zum „Seepferdchen“, die Älteren machen bei ihr ihren Rettungsschwimmer. Zudem ist Katharina Mitglied im Jugendvorstand, organisiert Ausflüge und Fahrten. „Für mich ist das die perfekte Verknüpfung von Sport, Menschen zu helfen und Freunden. Mir macht es Spaß, mich beim DLRG zu engagieren.“
Und sie arbeitet gerne im Jugendtstadtrat mit. „Ich finde es wichtig, dass sich Jugendliche in die Politik einbringen. Wir können in Mülheim so wirklich etwas erreichen.“ Ihre Freizeit verbringt Katharina mit dieser ehrenamtlichen Tätigkeit und nennt sie ihr Hobby. „Ich könnte mir nie vorstellen, den ganzen Tag zu Hause zu sitzen. Ich wünschte, andere Jugendliche würden sich auch mehr engagieren.“
Im kommenden Jahr macht Katharina Tersteegen an der Gustav-Heinemann-Schule ihr Abi, möchte dann gerne Jura studieren. „Für den Jugendstadtrat bin ich dann zu alt.“ Aber weiter Leben retten möchte sie auf jeden Fall.