„Meine Frau stellt da ihr Licht ziemlich unter den Scheffel“, verrät Mechthild Blümers Ehemann Hermann. „Das sind ja nicht nur die anderthalb Stunden pro Woche, sondern auch eine Menge Vorbereitung“. Mechthild Blümer betreut eine Handarbeitsgruppe für Behinderte.
„Wir bräuchten jemanden, der einen Strickkurs macht“, hatte es vor 22 Jahren geheißen, als Frau Blümer ihren Mann, Mitglied im Lions Club, bei einem Besuch des Treffpunktes für Behinderte und Nichtbehinderte an der Landsberger Straße in Saarn begleitete. „Und ich hatte gerade einen Strickpulli an“, lacht sie. Damit war die Sache entschieden: Seit über zwanzig Jahren trifft sich die (deutlich jünger wirkende) 64-Jährige mit ihren elf „Mädels“ – und Fritz. „Fritz ist unser einziger Mann“, erklärt Mechthild Blümer. „Er macht zwar keine Handarbeit, hilft aber bei allem und deckt für uns den Tisch oder bringt uns Wasser.“
Zwar beschäftigen sich viele Teilnehmer mit dem Stricken und Häkeln von Schals oder Taschen, aber das Entscheidende ist die Handarbeit nicht. „Einige machen auch gar nichts, sondern genießen nur das Klönen und Beisammensein. Wichtig ist, dass jeder sich wohl fühlt.“
Viele ihrer Schützlinge sind schon seit Gründung der Gruppe dabei – und immer noch begeistert. Sie leiden teils unter dem Down-Syndrom sowie verschiedener anderer körperlicher und geistiger Behinderungen. Aber: „Meine Mädels sind so warmherzig und freundlich – und trotz ihrer Behinderung unheimlich fröhlich. Man muss sie einfach lieb haben!“, so die zweifache Mutter und inzwischen auch Doppel-Oma Mechthild Blümer.
Ganz leicht fiel ihr der Schritt zu dieser ehrenamtlichen Arbeit nicht, da sie nie zuvor mit behinderten Menschen in Berührung gekommen war. „Ich hatte am Anfang einfach Mitleid. Aber das war natürlich gar nicht angebracht, das wollen die gar nicht“, erklärt sie. „Man hat da einfach eine Hemmschwelle, die man erstmal übertreten muss.“ Ein gutes Jahr brauchte sie, um sich an den Umgang mit ihrer Gruppe zu gewöhnen. „Ich darf das vermutlich gar nicht sagen, aber die ersten paar Male kam meine Frau nach Hause und hat erstmal ein Pöttken geheult“, verrät der Ehemann. Mechthild Blümer lächelt. „Aber ich habe nach dem ersten Treffen schon gemerkt wie wichtig ich den Menschen geworden bin!“
Ihre Schützlinge lieben sie, und Mechthild Blümer liebt ihre Schützlinge. Jede Woche bringt sie Süßigkeiten mit, bei Geburtstagen backt sie Kuchen, sie organisiert Feiern. Kurzum: Sie ist mit ganzem Herzen dabei. „Wenn man wie ich die Zeit hat, dann sollte man sich auch ehrenamtlich engagieren“, findet sie. „Was viele gar nicht einschätzen können: Man bekommt so unheimlich viel zurück!“
Deshalb mag sie sich selbst nicht als „Heldin“ bezeichnen. „Helden springen ins kalte Wasser oder retten Menschen aus brennenden Häusern. Aber bei mir ist das ja etwas Gegenseitiges. Man bekommt etwas zurück!“ Sie ist sicher: „Ich werde so lange weitermachen, wie es eben geht.“