„Jeder hat hier Gartenzwerge und Katzen am Zaun hängen”, sagt Adolf Dapper, während seine Finger ein feines, mit Tabakfransen gefülltes Blättchen zur filterlosen Zigarette rollen. „Da musste man mal was anderes machen.”

Dapper, ein stämmiger Mann, der von Beruf Schiffer war, lange als Rhein-Kapitän arbeitete und später in städtischen Diensten am Steuer der Weißen Flotte stand, wurde 1998 am Entenfang sesshaft Er und seine Ehefrau Karin. Vor fünf, sechs Jahren kauften sie sich ein neues Mobilheim, und da schlug die Stunde von „Pullman City”.

Fans von Country-Musik sind die beiden schon lange, klapperten früher mit ihrem Wohnwagen die einschlägigen Festivals ab. Sie schwärmen für den Wilden Westen, und das sieht man ihrem zierlichen Zuhause schon von weitem an. Über dem holzgerahmten Eingang flattert ein Sternenbanner. In selten gesehener Eintracht stemmen sich ein indianischer Krieger, mit Speer und Tomahawk bewehrt, und ein Cowboy, der die Rechte am Colt hat, auch friedlichen Besuchern entgegen.

In Schaukästen an der Außenfront des Häuschens hängen Marshall-Sterne neben Fellen, Pfeilen und vergilbten Fotos, die berühmte Häuptlinge zeigen oder unbekannte Reiter. Die Dappers, inzwischen beide im 63. Lebensjahr und im Ruhestand, sammeln solche Sachen, auch mit Hilfe des Internet, über das man alle möglichen Western-Devotionalien ordern kann.

„Vieles haben wir in Holland gekauft”, sagt Karin Dapper, vieles werde in Osteuropa produziert. Und den Namen ihrer Privatschau haben sie, um die geographische Verwirrung noch zu steigern, aus dem Bayerischen Wald mitgebracht. Dort gibt es eine nachgebaute Westernstadt, die genauso heißt: „Pullman City”.

Adolf Dapper war häufiger mit dem Motorrad dort, beim Harley-Treffen – obwohl er selber Suzuki fährt, allerdings auch einen schweren Cruiser, eine VL 800 Volusia. Als er am Entenfang zu dekorieren begann, fiel ihm „nichts anderes ein”. Er übernahm ihn, den Namen. Und macht auch aus seiner zweiten Leidenschaft kein Geheimnis: Hinter dem Haus gibt es ein weiteres Sammelsurium, „die Motorrad-Ecke” mit Zapfsäule, Ersatzteilen und Figürchen verwegener Fahrer im Easy-Rider-Stil.

Auch alltags tritt der Großvater kleiner Zwillingsmädchen gerne in Lederweste, Harley-Davidson-Shirt und schweren Stiefeln auf. Doch wer Dapper anzusehen glaubt, dass er von einer Tour über die Highways von Nevada träumt, wenn er mal wieder in Richtung Kreuz Kaiserberg düst, liegt daneben. „Die USA”, sagt der Western-Fan, „interessieren mich nicht. Nur das alte Amerika. Was dort heute ist, muss ich nicht haben.”

Während des mitteleuropäischen Winters übrigens packt das Paar seine Sammlung in die Garage, damit Frost und Sturm den Devotionalien nicht schaden. Hat er ein Lieblingsstück? „Nö”, sagt Adolf Dapper, besinnt sich dann und deutet auf seine Frau. „Ja doch, da steht es.”