Mülheim ist eine fahrradfreundliche Stadt. Das ist sogar amtlich. Denn seit zehn Jahren, seit 1999, ist die Stadt an der Ruhr Mitglied in der „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW” (AGFS).
Das wird man nicht einfach so, erklärt Helmut Voß, Mülheims Fahrradbeauftragter. Erst 2007 hat die Stadt erfolgreich einen Antrag auf Nachprüfung gestellt, der bestimmte Kriterien erfüllen musste. Dazu gehören Investitionen für Radwege und die radfahrerfreundliche Infrastruktur mit Wegweisern und Abstellanlagen. Die Förderung eines „fahrradfreundlichen Klimas” durch Veranstaltungen wie den „Fahrradfrühling” zählen ebenso dazu wie Touristikangebote, Broschüren, Fahrrad-Stadtpläne.
Autos dominierten das Straßenbild in den 1970 und -80er Jahren. Das Fahrrad war als individuelles Verkehrsmittel ein wenig in Vergessenheit geraten. „In den 80ern hat sich dann die Entwicklung gedreht”, erinnert sich Voß, Teamleiter Straßenplanung im Amt für Verkehrswesen und Tiefbau. Systematische Planungen für die Radwegeverkehrsführung gab es in den 1990ern. Vor allem die MüGa im Jahr 1992 sorgte für die Radfahrer: Voß erinnert an die Umwandlung der alten Bahntrasse Styrum-Kettwig als sieben Kilometer langer Radweg durchs Stadtgebiet bis Saarn.
In den zehn Jahren der AGFS-Mitgliedschaft hat sich einiges im Straßenbild geändert, was Radlern den Weg erleichtert. Über 120 Straßenkilometer auf Mülheimer Stadtgebiet sind inzwischen für Radfahrer ausgewiesen. Neben dem klassischen Bordstein-Radweg, der neben dem Gehweg auf gleicher Höhe verläuft, gibt es immer mehr Schutzstreifen, die von der Fahrbahn durch eine gestrichelte Linie abgetrennt sind (und von den Autofahrern überfahrern werden dürfen).
Radfahrstreifen sind echte Radwege: Es sind Sonderwege, gekennzeichnet durch das Schild mit dem weißen Rad auf blauem Grund, die durch eine durchgezogene Linie von der Straße getrennt sind und von Autos weder befahren noch beparkt werden dürfen.
Insgesamt zwölf Fahrradstraßen gibt es in der Stadt, zum Beispiel den Hexberg in Dümpten. Hier haben die Fahrradfahrer Vorfahrt: Die gesamte Fahrbahn ist der Radweg, Radler dürfen hier auch nebeneinander fahren. Autos können zugelassen sein, haben sich aber dem Radlertempo anzupassen. 60 Einbahnstraßen sind für Radfahrer in beide Richtungen geöffnet. „Das sind etwa die Hälfte aller Einbahnstraßen in Mülheim”, betont Helmut Voß.
Dies sei eine Maßnahme, bei der die Stadt Anregungen der Bürger leicht umsetzen könne, weil es nicht mit hohen Kosten verbunden sei. Auf seiner Liste stehen aktuell zehn Einbahnstraßen, die auf ihre Eignung geprüft werden. Voß hofft, das – ein Beschluss der Bezirksvertretungen vorausgesetzt – bis Ende 2009 die nächste Staffel von Einbahnstraßen für Radfahrer in beide Richtungen freigegeben werden kann.
Im Haushalt 2009 sind bereits die Kosten für die neue Radstation in der westlichen Innenstadt enthalten, die als Ersatz für jene dienen wird, die am Kaufhof weggefallen ist. Radständer für den Kurt-Schumacher Platz sind bestellt und werden demnächst in Nähe des Brunnens installiert.
Der Radplan Mülheim ist bereits in 3. Auflage erschienen und hilft dem Radler, neue Wege durch die City zu finden: Für 4,90 € erhältlich bei: Touristinfo, Radstation am Hbf und im Buchhandel.