Zumindest nicht bei der Sparkasse Mülheim. Die verlieh im ersten Halbjahr rund 65 % mehr Geld als noch 2008.
Bankenkrise? Ja, aber . . . Die Sparkasse Mülheim jedenfalls sieht sich nach dem ersten halben Geschäftsjahr 2009 auf gutem Weg, die wirtschaftlichen Turbulenzen ohne kapitalen Schaden zu überstehen. Mehr noch: Das Geldinstitut glaubt, dem Stadtkämmerer bei der Jahresbilanz wieder mehr Freude bereiten zu können als beim schwachen Abschluss des Vorjahres.
Die Bilanzsumme der Sparkasse hat sich im ersten Halbjahr um 1,6 % erhöht auf 2,57 Mrd. Euro. „Damit können wir alles in allem zufrieden sein”, so der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Helmut Schiffer. Seinen Optimismus zieht er dabei insbesondere aus dem Kreditgeschäft. Das hat von Januar bis Ende Juni kräftig zugelegt, „es wächst so stark, wie seit Jahren nicht”, sagt Schiffer. Gut 190 Mio Euro hat die Sparkasse in den ersten sechs Monaten des Jahres herausgegeben, im Vorjahreszeitraum waren es nur knapp 115 Mio Euro. Die Sparkasse geht davon aus, dass der Trend anhält. Dies sei wohl auch Ergebnis der Festlegung zu Beginn des Jahres, die Kreditpolitik auch in Zeiten der Krise nicht zu ändern.
Die Gespräche mit Kreditkunden seien indes intensiv. Wenn ein Unternehmen frühzeitig aufzeige, wie es die Krise meistern wolle, „sind wir bereit, mit ihnen den Weg zu gehen”, so Schiffer. Gerade Firmenkredite habe man jüngst mehr herausgegeben (140 Mio Euro im Halbjahr), weil es dem Mülheimer Mittelstand „Gott sei Dank noch relativ gut geht”. Trotzdem sei man sich bewusst, dass das Ausfallrisiko in den nächsten Monaten größer werde. „Bisher haben wir aber keinen signifikanten Anstieg von Problemkrediten, das kann aber kommen, wenn die Auftragslage weiter schwach bleibt und Arbeitsplatzabbau stattfindet.” Der designierte Vorstandsvorsitzende Martin Weck stellt sowohl für die Wirtschaft als auch für Privatkunden fest: „Liquiditätsprobleme sind in der Breite noch nicht in Mülheim angekommen.”
Etwas Sorge bereitet das Einlagegeschäft. Hatte man im Herbst noch einen deutlichen Zuwachs verzeichnet, als die Sparkassen zu Beginn der Krise als „sicherer Anker” Punkte bei Anlegern gesammelt hatten, ist es nun wieder ruhiger. Man merke, dass Kunden doch wieder vermehrt auf Verlockungen bestimmter Konkurrenz, die ins schlechte Licht gerückt schien, reagiere. „Im Moment merken wir: Einige Menschen sind vergesslich. Die Frage, was ist wirklich sicher, tritt wieder in den Hintergrund”, so Schiffer. Auch habe die Sparkasse ein Problem dabei, die Kunden für langfristigere Einlagen zu gewinnen. Das Geld liege auf Tagesgeld- und Cash-Konten.
Mit Spannung verfolgt die Sparkasse die weitere Entwicklung bei der angeschlagenen WestLB, für die sie als Miteigentümerin bereits 2008 7,4 Mio Euro Rückstellungen hatte bilden müssen. Wenn in diesem Jahr keine neuen Sicherheiten zu schaffen seien, so Vorstandsvorsitzender Jörg Enaux, „sieht es für den Kämmerer wieder besser aus als im Jahr 2008”. Man sei optimistisch, das Ergebnisziel für 2009 zu halten. Dann soll am Ende des Geschäftsjahres ein Ergebnis nach Steuern und Bewertung von mehr als 1,1 Mio Euro (2007) stehen.
Spürbare Wiederbelebung im Wertpapier-Geschäft
Mit der Entwicklung im Wertpapiergeschäft zeigt sich die Sparkasse zufrieden, obwohl der Umsatz hier spürbar gesunken ist. „Das Zutrauen in die gewerbliche Produktion, in die Märkte nimmt aber wieder zu”, so Schiffer. Schiffers Rat, da der zuletzt stark angestiegene Dax-Wert sicher zeitweilig wieder etwas abfalle: Sich langfristig aufstellen, wenn der Dax bei 4400 bis 4800 Punkten liegt!