DiePolizei warnt vor Trickdieben, die es auf Senioren abgesehen haben: "Die Banden arbeiten professionell. Sie bleiben zwei Wochen in einer Stadt und rufen hunderte Menschen an."

Am Telefon meldet sich ein junger Mann. Leider ist er erkältet, deshalb konnte ihn die ältere Dame nicht sofort als ihren Enkel erkennen. Außerdem haben die beiden ja so lange nichts voneinander gehört. Nun steckt der Enkel in Schwierigkeiten. Er hatte einen Unfall und braucht ein neues Auto. Die Seniorin hat Mitleid. Da der Enkel ja krank ist, holt einer seiner Freunde sie ab und begleitet sie zur Bank. Gemeinsam heben sie mehrere tausend Euro ab und der Freund ist verschwunden. Die Frau ist auf den „Enkeltrick” hereingefallen – organisierte Kriminalität, wie sie auch in Mülheim vorkommt.

Verstärkte Polizeiarbeit

Um die Fälle kümmert sich Kriminalhauptkommissar Jürgen Probst von der Polizei Essen, zusammengelegt mit Mülheim. Die höchste Summe, die bisher gemeldet wurde, waren 23 800 Euro. Vergangene Woche erbeutete ein „Enkel” in Essen 8700 Euro. Problematisch ist, dass viele Senioren die Taten nicht anzeigen. Doch für Scham bestehe kein Grund: „Die Banden arbeiten professionell. Sie bleiben zwei Wochen in einer Stadt und rufen hunderte Menschen an.

Seit einigen Jahren geht die Polizei verstärkt dagegen vor. „Bis dahin wurden uns etwa zehn Fälle im Jahr gemeldet. Heute sechsmal so viel, weil die Dunkelziffer hoch war.”

Entscheidend ist die Aufklärung, Probst besucht Wohnheime und Sparkassen. Wenn Ältere plötzlich hohe Summen abheben, ist Vorsicht geboten und ein Betreuer sollte nachfragen. Der gleiche Appell gilt für die Senioren: „Am Telefon nachhaken. Wenn der Enkel ganz anders klingt, hat sich auch ein Älterer bestimmt nicht verhört.”