Der klassische Sparer ist wieder auf dem Vormarsch. In der vergangenen Woche verkaufte Bernd Hermes, Filialleiter der Sparkasse am Berliner Platz, 646 Konten und Sparbriefe.
Diese Zahl ist nicht der Regelfall, die fünf Tage standen im Zeichen des Weltspartages am Freitag und lockten mit besonderen Anreizen fürs Zurücklegen der verdienten „Groschen”.
Doch der Vergleich zur Sparwoche im Jahr 2008 überzeugt: Damals waren es laut Filialleiter 267 neu abgeschlossene Verträge. „Wir haben während der Woche 23 Prozent mehr Geld an den Mülheimer Filialen eingesammelt als im Vorjahr”, bestätigt Marc Breitgraf den Trend zum „Hamstern”.
Tonnenweise Bargeld
Der Leiter des Bereichs Bargeld-Logistik fuhr mit einem LKW von Sparkasse zu Sparkasse. Und hatte am Ende allein 8,7 Tonnen Münzgeld zusammen: Oft gespart in kleinen bunten Dosen, denn der Weltspartag sollte vor allem Kinder ansprechen; aber auch durchaus abgegeben in „erwachsenen” Briefumschlägen.
Denn, hat Breitgraf beobachtet, der Deutsche liebt seinen Euro mittlerweile fast so sehr wie einst seine Mark – am liebsten in bar. „Zu 85 Prozent zahlen wir mit Scheinen und Münzen statt mit Überweisungsschein.”
Spenden für den guten Zweck
Da im selbem Maße, wie die Lust zum Sparen gewachsen ist, die Begeisterung am Spenden für den guten Zweck nachgelassen hat, organisierte die Sparkasse zusammen mit dem Centrum für Bürger-schaftliches Engagement (CBE) die Aktion. Für jede Spardose, die abgegeben wurde, gab es von der Sparkasse für den jungen Kunden einen Plüschtiger und für das CBE fünf Euro – genauso für jedes neu eröffnete Konto.
Gestern gab Jörg Enaux, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, das stolze Endergebnis bekannt: 15 540 Euro gehen an das Projekt „Ziel – Schule mal ganz anders”. Dabei vermitteln Ehrenamtliche an Hauptschulen Wissen und Lebenserfahrung, in Kursen von Mathe bis Stäbchenweben. Projektleiterin Marlies Rustemeyer freute sich über die Summe und zeigte Bilder, die Athusan (15) und Harkan (13) beim „Ziel” gemalt haben.
Jugendliche ansprechen
Harkan hat schon länger ein eigenes Sparbuch, Athusan hat eins gerade eröffnet. Harkan peilt zunächst die Sparziele der nächsten Jahre an, „was Jugendliche eben gern machen”. Sein Kumpel denkt derweil schon ans erste Auto. „Es sind immer noch eher die Älteren, die ihr Geld zurücklegen”, sagt Jörg Enaux. „Deshalb richtet sich der Weltspartag vor allem an Jugendliche.” Bei Harkan und Athusan mit Erfolg – und genau wie sie sparen die Mülheimer am liebsten auf konventionelle Weise, mit Sparbuch oder Konto.
Denn auch dies hat das erste Jahr der Wirtschaftskrise gezeigt: Der Handel mit Wertpapieren und Lebensversicherungen ist deutlich zurückgegangen. „Die Menschen wünschen sich Sicherheit”, erklärt Bernd Hermes. Und wer sich sicher fühlt, spart umso mehr. „Die Schattenseite ist, dass weniger gespendet wird.” Da ist es hilfreich, wenn beide Seiten etwas davon haben, meint Marlies Rustemeyer, „und wenn die Sparer den Erfolg ihrer Spende sehen.” So wie an den Mülheimer Hauptschulen. Dort gibt es, dank Unterstützung von außen, nun auch einen Kurs zum Thema „Der richtige Umgang mit Geld”.