Mülheim. Am 8. März ist Internationaler Frauentag. WAZ-Redakteurin Bettina Kuntzner sprach Renate aus der Beek, Unterbezirksvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF), darüber, warum der Tag noch immer ein aktuelles Thema ist.
„Gleichstellung jetzt“ ist das Motto des Frauentages 2010. Müssen Frauen das im 21. Jahrhundert noch fordern?
Renate aus der Beek: Gleicher Lohn bei gleicher Arbeit ist gerade in Finanz- und Wirtschaftskrisen-Zeiten immer wieder ein Thema. Das wird Frauen immer noch härter treffen. Wir fordern ja seit Jahrzehnten ein Entgeltgleichheitsgesetz. Dabei haben wir festgestellt, es gibt kein Erkenntnisdefizit, sondern ein Umsetzungsdefizit. Wir fordern auch unsere männlichen Mitstreiter auf, sich dieser Problematik zu stellen.
Der Internationale Frauentag ist also kein Thema von gestern...
aus der Beek: Seit 1911 kämpfen Frauen mit dem Frauentag um gleiche Rechte – das ist im nächsten Jahr schon 100 Jahre her. Und noch immer geht es um die Gleichstellung. Es gibt immer noch nur wenige Frauen, die in der Privatwirtschaft in den vordersten Reihen stehen – in Führungspositionen, in Aufsichtsräten. Das geht nur über eine Quotierung. Andere Länder, zum Beispiel Norwegen, machen uns das ja vor. Das sind reale Ansätze, die auch in Deutschland endlich Eingang finden müssen.
Apropos real: Frauen aus Gewerkschaft und Parteien mahnten zum Internationalen Frauentag am 8. März ja schon am Samstag auf dem Kurt-Schumacher-Platz mehr Gleichberechtigung an. Wie haben die Mülheimer auf die Aktion reagiert?
aus der Beek: Sogar ein älterer Witwer hat uns zugerufen: Machen Sie weiter so! Die Frauen sind bewusst stehen geblieben, es war wirklich ein großes Interesse da. Sogar mehr von den jüngeren Frauen als von den älteren Frauen. Viele sprachen an den Infoständen über ihre ganz konkreten Sorgen und Nöte.
Nenne Sie doch mal einige Beispiele...
aus der Beek: Drei angehende junge Friseurinnen beklagten sich, dass sie große Angst hätten, nach ihrer Ausbildung nicht von ihrer Arbeit als Gesellin leben zu können. Einige ältere Frauen erzählten von ihrem Rentenproblem – sie können von ihrer Grundsicherung schwerlich leben, es reiche kaum für einen Wintermantel. Das war schon sehr bedrückend.
Was beschäftigt die Frauen in Mülheim noch?
aus der Beek: Es wurden auch viele Ängste angesprochen, die Frauen an Haltestellen und Bahnhöfen haben. Frauen fällt Unrat und Schmutz, etwa in der Stadtmitte, besonders auf und verstärkt dann ein Unsicherheitgefühl.