Für den Fassadenwettbewerb macht Mülheim sich traditionell fein. Die schönsten Häuser werden prämiert.

Ein Gewinnergebäude in der „alten” Kategorie Jugendstil aus dem vergangenen Jahr. Foto: Ole Heyer
Ein Gewinnergebäude in der „alten” Kategorie Jugendstil aus dem vergangenen Jahr. Foto: Ole Heyer © NRZ

Die weiße Villa am Heißener Marktplatz, das Jugendstil-Gebäude gegenüber, das Fachwerkhaus in der Altstadt oder das Betonwerk aus der Nachkriegzeit am Stadtrand – unterschiedlicher könnten Bauwerke wohl kaum sein. Dennoch haben alle etwas gemeinsam: Sie stehen in Mülheim und sind echte Gewinnertypen. Denn alle haben bereits beim Fassadenwettbewerb „Make-up Mülheim an der Ruhr” gewonnen, irgendwann in den letzten 35 Jahren.

Denn so lange können sich eingetragene Maler- und Lackiererbetriebe oder Privathandwerker schon mit ihren Häusern bewerben. „Unsere Stadt ist in jedem Jahr jünger geworden”, meint Harald Giesen, Obermeister der Maler- und Lackierer-Innung. Zum 25. Mal zeichnet die Innung mit der Volksbank Rhein-Ruhr, dem Verkehrsverein sowie dem Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümerverein die schönsten Gebäudefassaden aus. Ab 1974 gab es in jedem Jahr Preise, mittlerweile alle zwei Jahre.

Grau raus aus der Stadt

„In den Anfangsjahren lautete das Hauptmotto zunächst: Grau raus aus der Stadt”, erzählt Harald Giesen. Die Bauten der 50er- und 60er-Jahre hatten ein langes Erbe hinterlassen. „Umso größer war die Motivation, die Stadt wieder schöner zu machen”, ergänzt Gabriele Janzen von der Volksbank. Und groß ist sie bis heute. Im Jahr 2008 sammelte die Innung über 50 Bewerbungen, in manchem Jahr waren es 70. „Die Gestaltung der Fassade und wie sich das Haus in seine Umgebung einfügt, bleibt bei der Bewertung das wichtigste Kriterium”, erklärt Giesen. Doch ein paar weitere Punkte sind noch dazugekommen – Energieeffizienz und Wärmedämmung lauten die Schlagworte. „Bis zu den 70er-Jahren kannte so etwas noch niemand”, sagt der Innungsobermeister. „Die Rohstoffe waren viel preiswerter.” Umso schwerer ist es heute, alte Gebäude zu sanieren – möglichst optisch ansprechend. „Oft eine echte Meisterleistung. Erst in den letzten Jahren haben wir Wege gefunden, beides zu verbinden.” Nicht jede dicke Stuckfassade kann einfach abgedeckt werden. Den Wettbewerbsausrichtern ist klar, dass die Preisgelder lediglich eine Anerkennung sein können – eine umfangreiche Renovierung übersteigt die Summen bei Weitem. Doch eine echte Anerkennung bleibt die Auszeichnung, meint Gabriele Janzen. „Und das Wissen, dass Mülheim wieder ein Stück schöner geworden ist.”

Bewertung in zwei Kategorien

In zwei Kategorien werden die Einsendungen bewertet. Eine umfasst „Gebäude aus der Gründerzeit und der Jugendstilepoche mit ornamentierten Fassaden (...) Die farbliche Gestaltung soll architektonische Stilelemente auf attraktive Weise sichtbar machen”. Gruppe B gilt der „Bewahrung der Tradition” und soll gleichzeitig dem „modernen Zeitgeist Ausdruck verleihen” – gemeint sind Bauten ab 1930. „Die 50er und 60er sind bei den Einsendungen schon oft vertreten”, sagt Janzen. „Exoten sind mehrere hundert Jahre alte Fachwerkhäuser, manche Gebäude machen schon zum zweiten Mal mit. Unter 25 ist aber kaum eins.” Für die Jury gilt eine eher ungewöhnliche Regel: Nicht zu jung bitte.