Gewerbetreibende und Anwohner aus dem Dichterviertel gründen eine Interessengemeinschaft für den Goetheplatz und sein Umfeld und erhoffen sich eine Aufwertung ihres Viertels.

Gewerbetreibende aus dem Dichterviertel wollen den Goetheplatz und sein Umfeld aus einem unschönen Dornröschenschlaf erwecken. Müll, Alkoholgelage, Drogen und Gewalt rund um ihren zentralen Platz bereiten ihnen Sorgen. Jetzt wollen sie mit Unterstützung des Stadtteilmanagements ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen.

Viele im Viertel kennen Heidrun Hagemann nur als Tusnelda – so heißt ihr kleiner, aber doch feiner Second-Hand-Modeladen direkt am Goetheplatz. Im Schaufenster hängt ein Bild, das den Platz zu einer anderen Zeit zeigt. So wie anno dazumal, sagt die Geschäftsfrau, die gerne frei nach Schnauze spricht, soll es möglichst bald wieder werden. Das Dichterviertel, der Goetheplatz – ein Viertel mit Aufenthaltsqualität, ein Quartier zum Wohlfühlen.

Dieses Gefühl, das berichteten gestern mehrere der acht Mitbegründer der Interessengemeinschaft Dichterviertel, ist abhanden gekommen. Vor allem der durch Hecken reichlich abgeschottete Goetheplatz macht den Gewerbetreibenden und Anwohnern Sorgen. „Er ist voll mit Müll, Zigaretten, Bierdosen, Hundekacke, dabei soll er Treffpunkt sein für Leute, die ein Schwätzchen halten wollen.” Täglich seien Alkoholgelage zu beobachten, oft gebe es Probleme mit Drogen und Gewalt. „Es ist einfach ein ganz fieser Ort, ich geh da abends nicht mehr her.”

„Das braucht einer stärkeren Einheit von Stadtteilmanagement, Stadtverwaltung und Interessengemeinschaft”, sagt Heidrun Hagemann. Da lässt sich Daniel Bach, Stadtteilmanager für Eppinghofen und umliegende Gebiete, nicht lange bitten. Er bietet Unterstützung, Vermittlung an. So habe es bereits Gespräche zwischen Ordnungsbehörde, Polizei und Menschen aus dem Viertel zu Fragen der Sicherheit und Sauberkeit gegeben. Die IG, hofft Bach, könne als Mittler die Interessen des Viertels gut vertreten. Gemeinsam könne man „kleinteilig nach Verbesserungen suchen”.

Heute Scheffler und bald Goethe

Mit Aktionen will die Interessengemeinschaft (IG) dazu beitragen, dass es lebenswerter wird im Viertel. Dabei sollen die Dichter, die den Straßen hier ihren Namen geben, Pate stehen. Wen sie hier nicht alles haben: Goethe, selbstredend, Schiller, Klopstock, Lessing, Bürger, Horn. Und Scheffel, Joseph Victor von Scheffel: Den Autor aus dem wilhelminischen Deutschland stellen die Gewerbetreibenden im Viertel als ersten „ihrer” Dichter in den Mittelpunkt einer Monatsaktion. Am 16. Februar 1826 geboren, ist ihm dieser Monat gewidmet. Passend zur Zeit seines Wirkens gibt's dazu in Karins Blumenlädchen Biedermeier-Sträußchen, Bäcker Lübben backt Scheffelbrot und -kuchen, Friseur Fafra lockt mit Locken-Wochen . . . Eine Lesung Scheffelscher Werke ist leider nicht dabei, aber die IG steckt ja auch noch in den Kinderschuhen. Jedenfalls wollen die Mitstreiter was auf die Beine stellen, so ist ein Sommerfest angedacht.