Manche Menschen gehen mit 65 Jahren in den Ruhestand, viele früher. Erhard Fischer, 82, kommt jeden Morgen zur Arbeit in sein Büro. Zwar nur noch in stark reduzierter Teilzeit, doch nahezu täglich beschäftigt ihn sein unternehmerisches Lebenswerk: der Platz am See.

„Ich möchte nicht aufhören”, sagt der Geschäftsführer der Campinggesellschaft am Entenfang mbH, „weil ich mich zu Hause kaum den ganzen Tag beschäftigen kann.” Seine Sehkraft betrage nur noch sechs Prozent. Das schwache Augenlicht reicht für Lektüre, für Fernsehen nicht aus. Die Zeitung liest ihm täglich seine Ehefrau vor.

Zu Fischers Familie gehören ferner: ein Sohn und zwei erwachsene Enkeltöchter, von denen die eine – 33 Jahre, gelernte Werbekauffrau – eigentlich als Juniorchefin einsteigen sollte. Daraus wird nun nichts, zu unterschiedlich sind die Vorstellungen. In seinem Job, so Fischer, „muss man bereit sein, gelegentlich zehn oder zwölf Stunden am Tag zu arbeiten, manchmal auch samstags und sonntags.” Der jungen Frau schwebt anderes vor – einen kleinen Urenkel gibt es nämlich inzwischen auch.

Erhard Fischer, der bis in seine frühen Vierziger als Beamter der Stadt Mülheim beschäftigt war, pachtete das Grundstück am See vom Grafen von Spee. Die Männer kannten sich nicht, doch schnell entdeckten sie Gemeinsamkeiten in der persönlichen Geschichte: „Wir sind beide Jahrgang 1927/28, waren Luftwaffenhelfer.” So etwas verbindet. Fischer, der zum Schutze von Fabrikanlagen in Oberhausen und Moers schon als 15-Jähriger schwere Geschütze bedienen musste, verbrachte drei Lebensjahre im Krieg, zuletzt auch an der Front, ein weiteres in französischer Gefangenschaft.

Geschäftsführer des Campingplatzes am Entenfang in Mülheim, Erhard Fischer Foto : Andreas Köhring
Geschäftsführer des Campingplatzes am Entenfang in Mülheim, Erhard Fischer Foto : Andreas Köhring © Andreas Köhring/ WAZ FotoPool

1970 begann er mit dem Bau des „Freizeitdomizils”, eröffnete 1971 und hatte nach eigener Aussage drei Jahre später alle Stellplätze vermietet. Er selber wohnt in einem Einfamilienhaus in Ratingen, bewusst nicht am Entenfang. „Den Grund kann ich Ihnen sagen”: Früher hatte er einen Platzverwalter, bei dem die Leute noch spät abends wegen verschiedener Anliegen anklopften. „Da haben Sie nie Ruhe!” Ansonsten: Gefallen würde ihm das Leben im Grünen schon. Stammgast ist er im japanischen Garten, der im Düsseldorfer Nordpark liegt.

Fischer fungiert immer noch als Chef von drei Firmen: eine handelt mit Mobilheimen und Wohnwagen, eine weitere wurde für Ver- und Entsorgungszwecke gegründet. Ein zweiter Campingplatz, in Hattingen, wird inzwischen von seinem Sohn Wolfgang geführt. Auch am Entenfang hat sich der Senior Unterstützung geholt: Gerhard van den Boom – „ein Freund” – stieg als Geschäftsführer mit ein.

Erhard Fischer kümmert sich, das bestätigen Bewohner des Platzes, gerne um die Kinder. Spendiert mal ein neues Spielgerät oder organisiert einen Ausflug – wie demnächst im Oktober zum Duisburger Legoland. Am Entenfang schwelen aber auch Konflikte, wobei die eine Seite über die teilweise unverschämten Mieter klagt, die andere über „Gutsherren-Gehabe”. Ja, es gebe Unruhe, bestätigt Fischer, Streit über Nebenkos-tenabrechnungen. Nun überlegt der 82-Jährige, sowohl die Gas- als auch die Stromversorgung des Platzes an Energieunternehmen zu verkaufen.

„In meinem Alter ärgere ich nicht nicht mehr”, sagt er. Aber man spürt: Es bewegt ihn doch.