Das Centrum für bürgerschaftliches Engagement sucht Erwachsene, die Jugendlichen beim Start in den Job zur Seite stehen. Lebenserfahrene Menschen ab 25 Jahren sollen dabei für jüngere Leute zu Konstanten werden in einem Lebensabschnitt, der von Wandel geprägt ist.

Marie ist 16. Geboren wurde sie in Georgien. Deutsch zu sprechen fällt ihr schwer und deshalb hinkt sie in der Schule hinterher. Die neunte Klasse hat sie nicht geschafft, nun besucht sie eine spezielle Klasse. „Beruf und Schule” heißt diese und kombiniert Unterricht mit einem Praktikum, das den Einstieg ins Berufsleben ebnen soll. Dabei weiß Marie noch gar nicht, was sie gut kann oder was sie interessiert. Wenn man in einer solchen Situation ist, braucht man eine gute Freundin. Die ist ihr Gabriele Lahno, ihre Ausbildungspatin.

Im April 2007 startete die erste Runde des Projekts „Ausbildungspaten für Mülheim” des Centrums für bürger-schaftliches Engagement (CBE). Damals traf die erste Generation von Paten auf die Neuntklässler, die sie im Idealfall bis ins erste Jahr der Ausbildung begleiten. Lebenserfahrene Menschen ab 25 Jahren sollen dabei zu Konstanten werden in einem Lebensabschnitt, der von Wandel geprägt ist. Während der Zeit der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz oder der Entscheidung, weiter zur Schule zu gehen, während des Schulabschlusses und des Beginns der Ausbildung sollen die Erwachsenen die Jugendlichen unterstützen.

Wie etwa Gabriele Lahno es tut. Sie setzte sich mit ihrer Patenschülerin hin, durchforstete Infos vom Arbeitsamt und überlegte mit ihr, welcher Beruf sie denn vielleicht interessieren könnte. „Wir mussten zuerst schnell einen Praktikumsplatz finden”, erinnert sie sich an die ersten Wochen. Schneiderin war schließlich die erste Wahl, und Gabriele Lahno rief bei Schneidereien an und vereinbarte einen Probearbeitstag. „Ich dachte, ich würde mir die Finger wund wählen, aber es ging ganz schnell.” Allerdings ist sie sich sicher, dass die Jugendliche selbst nicht so viel Erfolg gehabt hätte. „Mit ihrem schlechten Deutsch wäre das am Telefon schwer gewesen.”

Seitdem geht es bergauf. Marie besucht einen weiteren Deutschkurs, beweist echtes Talent als Schneiderin, gewinnt langsam an Selbstvertrauen und entwickelt träumerische Lebensperspektiven vom eigenen Atelier. „Eine glückliche Fügung” nennt es Gabriele Lahno, wie das alles so gelaufen sei. Auf gemeinsame Zeit, Besuche im Museum und gemeinsames Malen freut sich die Diplom-Pädagogin, die im künstlerischen und pädagogischen Bereich tätig ist.

Dass Paten und Patenschüler auch solche Dinge bei ihren wöchentlichen Treffen miteinander tun, nicht nur über Schule und Beruf reden, hält Katharina Wehner, Projektleiterin beim CBE, für ganz wichtig. Denn auch wenn jede Patenschaft individuell sei, könne man eine Regel nennen: „Der Pate muss sich für Menschen, speziell für Jugendliche interessieren.” Nur dann könne man eine Beziehung aufbauen und Dinge freundschaftlich, ohne erhobenen Zeigefinger, ansprechen, Tipps geben oder wieder aufbauen, wenn die nächste Absage im Briefkasten landet.

„Die Aufgabe der Paten ist nicht, den Jugendlichen einen Ausbildungsplatz zu suchen”, betont Katharina Wehner. Dafür gebe es andere Partner wie etwa die Agentur für Arbeit oder die Kompetenzagentur der Sozialagentur. „Sie sind”, so Katharina Wehner, „Teil des Netzwerks, auf das sich die Ausbildungspaten verlassen können.”