Im Fall Mounir Yassine lässt die Geschäftsführung der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft (MEG) derzeit von Anwälten eine Anzeige wegen Betrugs und Urkundenfälschung vorbereiten.

Sie soll in der nächsten Woche vorliegen. Auch gestern hatte sich Yassine nicht mehr bei der MEG gemeldet, um – wie er zugesagt hatte – die Fälschung seines Diplom-Zeugnisses zu widerlegen. Auch die Parteigremien warten vergeblich. „Da kommt nichts mehr”, lautet die allgemeine Vermutung. Mancher sieht darin quasi ein Schuldeingeständnis des Mannes, der mit seinen vielen Überstunden, die häufig gar nicht stattgefunden haben sollen, Schlagzeilen macht. Für die WAZ war Yassine auch gestern nicht zu sprechen. SPD-Ratsherr Yassine arbeitete als stellvertretender Leiter der Gärungsanlage, ihm war Mittwoch gekündigt worden. Die CDU stellte gestern den Antrag zu einer weiteren Sondersitzung des Aufsichtsrates der MEG. Für den CDU-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Michels ist es ein „unabdingbares Muss”, dass die mittlerweile im Raume stehenden Filz-Vorwürfe im Zusammenhang mit der Einstellung des leitenden Mitarbeiters Mounir Yassine und dessen jahrelanger Sonderbehandlung bei Überstunden rückhaltlos aufgeklärt werden. Die Verantwortlichen, versichert Michels, werden „energisch und rasch die Konsequenzen aus schwerwiegenden Verfehlungen zweier führender Mitarbeiter ziehen". Aufklärung tut not. Immer neue Zweifel tauchen in der MEG-Krise auf. Der Fraktionschef der Mülheimer Bürgerinitativen, Lothar Reinhard, erklärte gegenüber der WAZ, dass er mehrfach in den zurückliegenden Jahren das Chemie-Diplom von Yassine angezweifelt habe, auch im Hauptausschuss. Reaktionen bekam er nicht, erst recht nicht in der Politik. Seinerzeit war Yassine als Ratsherr der MBI zur SPD gewechselt und hatte dadurch für neue Machtverhältnisse im Rat gesorgt. Dahinter steckt ein Verdacht, den manche offen benennen: Das Überlaufen des MBI-Mannes zur SPD wurde durch einen netten Posten bei der MEG honoriert. Das ist die Sorte Gerüchte, die die Runde machen. Andere, wie WAZ-Leser Friedrich Weitz, sprechen von Mauscheleien, Kungeleien, Günstlingswirtschaft. Wieder andere fragen sich: Ist Mounir Yassine nicht „lediglich Einflüsterungen der Mächtigen erlegen”? Die Geschäftsführung der MEG, betont Hendrik Dönnebrink, habe in der vergangenen Woche erstmals von den Verdächtigungen der Urkundenfälschung erfahren und sofort gehandelt. Aus CDU-Kreisen ist zu hören, dass dem Aufsichtsrat lange die Hände gebunden waren. Die Akte „Yassine” soll beim Geschäftsführer Bultmann (SPD) unter Verschluss gewesen sein. „Eine totale Ausnahme”, heißt es. Aus Sicht der Grünen wirft die ganze Angelegenheit ein schales Bild auf die Art, „wie SPD-Genossen in dieser Stadt SPD-Genossen einstellen”. Für die Grünen bleibt die Frage, ob und warum von Yassine bei seiner Ende 2002 erfolgten Einstellung – Geschäftsführerin war die ehemalige Kämmerin Semmler (SPD) – nicht die Vorlage seiner Zeugnisse und Diplome verlangt wurde. Auch die weitere Zukunft Bultmanns steht noch zur Diskussion. Unter anderem geht es um die Frage: Wie lange soll er noch sein hohes Geschäftsführer-Gehalt beziehen? In der Bürgerschaft gibt es auch diese Sorge: Wird nicht der Gebührenzahler wieder alles richten – und zahlen?