Mülheim. Ab dem 9. Juni wird Mülheims Bus- und Bahnnetz nach einigen mangelhaften Versuchen erneut angepasst. Was das genau für Ruhrbahn-Kunden bedeutet.
Bessere Anschlüsse zwischen Straßenbahn- und Buslinien, eine neue Verbindung zur Speldorfer Nahversorgung und zu Schulen in Mülheim und Oberhausen, mehr Busse zwischen Innenstadt und Saarn - etliche Verbesserungen für den Nahverkehr sollen ab dem 9. Juni an den Start gehen. „Der ÖPNV ist ein lebendes System, das mit der Stadtentwicklung wächst“, kann Verkehrsdezernent Felix Blasch zwar Nachbesserungen in Zukunft nicht ausschließen, hofft aber, dass das nachjustierte Angebot gut angenommen wird.
Was bedeutet das für Mülheim? Je nach Stadtteil werden die Verbesserungen deutlich spürbar sein. Speldorferinnen und Speldorfer können etwa das Nahversorgungszentrum an der Hansastraße besser erreichen. Denn ab dem 9. Juni fährt die Buslinie 125 jede zweite Fahrt über die ursprüngliche Endhaltestelle (Speldorfer Friedhof) hinaus und steuert über Peterstraße, Blötter Weg, Karlsruher Straße, Speldorfer Betriebshof sowohl die Hansastraße an, als auch das Hafengebiet bis hin zur Ruhrorter Straße.
Mülheimer Einkaufszentren werden besser angebunden
Durch diese Verlängerung hat die Linie 125 ebenfalls einen Anschluss an die Straßenbahn 901 (Duisburger Straße) nach Duisburg oder Mülheim-City. Und auch in Styrum soll eine veränderte Route der Linie 122 (sie wird zukünftig in 130 umbenannt) über die Friesenstraße zum einen das dortige Einkaufszentrum besser anbinden. Wer aber weiterfährt, bekommt zum anderen am Steinkamp einen einfacheren Umstieg in die Ringbuslinie 129 hin, die in Richtung Saarn oder Heißen fährt. Denn bislang fahren die 122 und 129 unterschiedliche Haltestellen an.
Eine kleine Verschiebung bei der Ringbuslinie 129 um wenige Minuten soll künftig auch dafür sorgen, dass die Anschlüsse etwa an die Straßenbahnlinie 112 nach Oberhausen besser funktionieren. Indem man die Ringbus-Route des 129 ab Heißen Kirche mit dem 139er tauscht und nach Essen-Erbach fahren lässt, wird die Strecke kürzer. Weniger Haltestellen sollen dafür sorgen, dass der Ringbus weniger anfällig für Verspätungen ist.
Auch der Umstieg zwischen den Ringbussen 129 und 139 am Broicher Friedhof wird einfacher, weil beide dieselbe Endhaltestelle anfahren. Zuvor musste man noch die Prinzess-Luise-Straße überqueren, um zum anderen Bus zu kommen.
Kürzere Taktungen, kürzere Fahrten innerhalb Mülheims
Die Takte von verschiedenen Linien sollen zudem verbessert werden: Die Linie 135 zwischen Hauptbahnhof und Saarner Kuppe fährt im Schul- und Berufsverkehr von 6.30 bis 8.30 Uhr sowie von 13 bis 16 Uhr im Siebeneinhalb-Minuten-Takt. Wer mit dem 125er von Hauptbahnhof nach Dümpten (Heidkamp) unterwegs ist, kommt zu diesen Zeiten ebenfalls in den Genuss der kurzen Taktung. Alle 15 Minuten soll man so ohne Umstieg von Dümpten nach Saarn und umgekehrt kommen.
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Auf mehreren Linien werden durch bessere Umstiegsmöglichkeiten auch die Fahrzeiten verkürzt. So soll man von Styrum bis zum City-Forum - beim Umstieg von der Linie 129 auf 130 - nur noch 27 statt 40 Minuten benötigen. Selbecker dürfen sich auf kürzere Fahrzeiten zum Oppspring freuen, wenn sie zwischen dem 753 und dem 139 umsteigen. Die Fahrt soll nur noch 21 statt 38 Minuten dauern. Die Reise vom Biestenkamp zur Haltestelle Feldmann (Linie 134 und 135) benötigt nur noch 15 statt 26 Minuten.
Klar ist den Experten der Ruhrbahn aber auch: Ziehen sie an der einen Stelle, um dort den Anschluss im Liniennetz zu verbessern, kann das die Anschlüsse an anderer Stelle verschlechtern. „Wir müssen priorisieren, welche Anschlüsse wichtiger sind“, hofft Verkehrsdezernent Blasch auch auf Verständnis.
Verbesserungen im Mülheimer Schulverkehr bei Einsatzwagen
Nicht zuletzt sollen die verbesserten Takte und Umstiege im regulären Tagesnetz auch den Schulverkehr entlasten. Mancher Einsatzwagen kann damit sogar eingespart und an anderer Stelle eingesetzt werden. Betroffen sind etwa einzelne Fahrten der Linien E22 zum Elsa-Brändström-Gymnasium, E25 zur Gustav-Heinemann-Gesamtschule, E34 zum Schulzentrum Saarn.
Um mit E-Wagen die Luisenschule und Otto-Pankok-Realschule gleichermaßen bedienen zu können, richtet die Ruhrbahn an der Haltestelle Sportzentrum Südstraße einen neuen Bussteig ein. Dort endet künftig auch der E53 aus Selbeck.
Wie die Verbesserungen für Mülheim finanziert werden
Der Sparplan von zwei Millionen Euro im Haushalt ist mit den Verbesserungen nicht aufgelöst. Eingehalten werden kann er aber nur, wenn auf der anderen Seite gekürzt wird. Den Rotstift hat man daher bei den Fahrzeiten der Straßenbahnlinien 102, 104 und 112 angesetzt, besonders von Montag bis Freitag im frühen und späten Verkehr. So sind die 102 und die 104 zwischen 4 und 6 Uhr nur noch auf halbstündigen Takt gesetzt statt alle 15 Minuten. Die 112 fährt von 5 bis 6 Uhr ebenfalls nur noch jede halbe Stunde zwischen Stadtmitte und Hauptfriedhof.
In den Abendstunden fährt die 102 und die 112 schon ab 20 Uhr im 30-Minuten-Takt. Für die Linie 104 ist das schon ab 19 Uhr vorgesehen. Viele Details haben sich die Fahrplan-Macher angeschaut und angepackt. Ob alle Änderungen vom Kunden angenommen werden - im positiven wie negativen -, soll sich ab dem 9. Juni zeigen. „Wir werden das Angebot fortlaufend evaluieren und Hinweise der Nutzer aufnehmen“, verspricht Mülheims Verkehrsdezernent.
Mülheimer erriechen: Die Kommunikation soll besser werden
Gespannter als auf die Änderungen im Nahverkehr, die die Politik in Arbeitskreisen mitbestimmt hat, schauen nicht wenige darauf, wie die zahlreichen großen und kleinen Änderungen die Kunden erreichen werden. Denn zum Auftakt des neuen Nahverkehrsplans im vergangenen August ist gerade hier einiges schiefgegangen.
Doch die Ruhrbahn hat sich auch hier neu aufgestellt: In jedem Haushalt sollen Flyer mit den wichtigsten Änderungen verteilt werden. Promotion-Teams sollen sie auch zu verschiedenen Gelegenheiten wie „Voll die Ruhr“ unters Volk bringen. Mit einer besonderen Aktion will die Ruhrbahn Eltern mit Kindern locken, die von der Grundschule zur weiterführenden wechseln. Sie sollen ein kostenloses Viererticket erhalten, um gemeinsam mit dem Kind das Mülheimer Liniennetz erkunden zu können.
Und die Zukunft des Mülheimer Nahverkehrs?
Für Timo Spors, Grüner Vorsitzender des Mobilitätsausschusses, muss sich die Ruhrbahn besonders in der Kommunikation beweisen. Für die Grünen ist mit den jüngsten Nachbesserungen jedoch die Debatte um den Nahverkehr längst nicht beendet: Weiteren Bedarf sehen sie nachwievor bei den E-Wagen, bei den künftigen Buslinien von Selbeck nach Hösel - die hatte der Selbecker Bürgerverein zur Entlastung der Kölner Straße ins Spiel gebracht.
Die Opposition schaut dagegen auf die Parkstadt. Dort erwartet der Verkehrspolitische Sprecher der SPD, Daniel Mühlenfeld, einen großen Wurf, der womöglich die Straßenbahn und den Radverkehr anbindet und den motorisierten Individualverkehr - sprich das Auto - weniger notwendig mache. An einem solchen Konzept, so Mühlenfeld, hänge am Ende auch die Akzeptanz der Anwohner für das Wohnen in der Parkstadt.
Die zahlreichen Änderungen auf allen Linien findet man auch online unter: www.ruhrbahn.de/muelheim/aktuelles
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