Die Arbeit bei der Feuerwehr ist nichts für Schreibtischhengste, dafür sorgt schon das Gewicht der Einsatzausrüstung.

WAZ-Volontär Christian Schmücker und Feuerwehrsprecher Horst Brinkmann (r.). Bild: Udo Milbret/WAZ-FotoPool
WAZ-Volontär Christian Schmücker und Feuerwehrsprecher Horst Brinkmann (r.). Bild: Udo Milbret/WAZ-FotoPool © WAZ-Fotopool

Stiefel und Schuhe liegen auf dem Boden bereit, so dass man nur noch hineinspringen muss, an Garderoben hängen feuerfeste Jacken aus „Nomex”, überall in der Halle stehen Einsatzfahrzeuge. Feuerwehrmann sein, heißt immer bereit sein, 24 Stunden am Stück. Alleine schon in der Einsatzausrüstung herumzulaufen zeigt, ein einfacher Job ist das nicht.

Natürlich laufen auch Feuerwehrleute in Bereitschaft nicht die ganze Zeit in Einsatzmontur umher. Doch wenn's irgendwo brennt, zählt jede Minute. Dann muss jeder Handgriff sitzen. Durch die Hosenbeine der feuerfesten Einsatzhose geht es direkt in die Schuhe, dicke Sicherheitsstiefel, richtige Knobelbecher mit Stahlkappe. Die kokelt auch bei 1200 °C kein Feuer an. Die normale Uniformhose behalten die Feuerwehrleute einfach darunter an, die Einsatzbuchse mit Hosenträgern ist weit genug. Fehlt noch die Jacke, auch die ist, wie die Hose, aus feuerfestem „Nomex”, passende Handschuhe gibt es auch noch.

So weit, so gut, doch nun wird es schwer. In einer mit Qualm gefüllten, brennenden Wohnung mit Temperaturen eines Glutofens ist an Atmen nicht mehr zu denken. Die meisten Menschen bei Brandkatastrophen sterben an Rauchvergiftungen und Erstickung, nicht an Verbrennungen. Auf den Rücken wandert also eine Sauerstoffflasche und die wiegt mindestens 10 Kilogramm – Lebensodem für etwa 30 Minuten. An den Gürtel kommt ein Schlauch, über den Kopf die Atemschutzmaske und oben drüber noch ein Helm – summa summarum wiegt die Einsatzausrüstung ihre 25 Kilogramm, spezielles Gerät und Werkzeuge nicht eingerechnet. So beladen im Einsatz körperliche Höchstleistungen zu bringen, ist eine echte Grenzerfahrung.

Doch ohne die ganze Ausrüstung geht es nicht. Im Ernstfall ist die dünne Stoffhaut aus „Nomex” das Einzige, was zwischen dem Feuerwehrmann und dem Flammentod steht. Deshalb gibt es auf der Wache auch immer genug zu tun, selbst wenn gerade kein Einsatz gefahren wird. Die Geräte, die Fahrzeuge und die Schutzkleidung müssen jederzeit in tadellosem Zustand gehalten werden. Denn wenn es um Menschenleben geht, ist der Spielraum für Fehler gleich Null. In der Atemschutzwerkstatt oder im Fuhrpark herrscht deshalb den ganzen Tag über Hochbetrieb, in der Schlauchwäsche ebenfalls. Rund 400 Meter Schlauch sind an einem normalen Löschfahrzeug, diese müssen regelmäßig durchgespült, geprüft und zur Not auch mal geflickt werden. Die Atemschutzmasken werden nach jedem Einsatz desinfiziert und anschließend sogar in Folie verschweißt. Und an den 70 verschiedenen Fahrzeugen ist immer etwas zu tun.

Über 270 Mitarbeiter hat die Mülheimer Berufsfeuerwehr, 44 davon sind immer zugleich „auf Schicht”. Unter ihnen sind nicht nur die eigentlichen Feuerwehrleute, die im Brandfall zu den Wagen rennen, sondern auch ihre Kollegen in der Einsatzleitzentrale oder die Veteranen, die die Ausbildung der „Brandmeisteranwärter” durchführen.

Und auch die Besatzungen der Rettungswagen gehören dazu und können sich über mangelnde Arbeit kaum klagen. Durchschnittlich alle 20 Minuten rollt ein Rettungswagen vom Hof der Wache an der Aktienstraße und das reißt auch in der Nacht nicht ab. Kein Frage, Jobs für gemütliche Schreibtischhengste gibt's bei der Feuerwehr nicht.