Mülheim. Schulen in Mülheim setzen ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit: Wie Schüler und Lehrkräfte von Rassismus betroffen sind und was sich ändern muss.
„Das Plakat ist schon etwas älter, von 2020, nachdem George Floyd ermordet wurde“, erklärt ein Schüler der Gesamtschule Saarn, als er mit seinen Mitschülern ein großes Plakat am Rathausmarkt ausbreitet. Es zeigt eine Reihe von Bildern mit Friedens- und Anti-Rassismus-Botschaften, gemalt von Schülern. Rassismus war jedoch schon vor der Black Lives Matter Bewegung ein wichtiges Thema an Mülheimer Schulen, nicht zuletzt durch das bundesweite Schulnetzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, das bereits 1988 gegründet wurde und an dem mehrere Mülheimer Schulen teilnehmen.
Aber auch jetzt sei eine deutliche Positionierung wichtiger denn je. Schulen, Bezirkschülervertretungen und die Stadtverwaltung haben sich daher heute (19. März) versammelt, um ein klares Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zu setzen. Sie betonen ihre Unterstützung für Demokratie und Vielfalt, indem sie gemeinsam die „Mülheimer Erklärung gegen Rassismus“ unterzeichnen. Die Initiative dazu ging von den Schulleitungen in Mülheim aus, inspiriert durch die Großdemo gegen Rechts am 18. Januar.
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„Ich weiß nicht, wie viele weiße Schüler auf dem Schulhof nach ihrem Schulausweis gefragt werden; jedenfalls werde ich zwei- bis dreimal im Monat danach gefragt“, erzählt Shayan Rena Suero (15) von der Schülervertretung der Otto-Pankok-Schule. Seine Herkunft liegt im Iran – die Unterschiede zwischen den Erwartungen an ihn im Vergleich zu seinen weißen Mitschülern werden ihm ständig deutlich. „Neue Lehrer sind teilweise überrascht, wenn ich mich mündlich beteilige. Auch wenn jemand etwas angestellt hat, werde ich normalerweise sofort verdächtigt“, berichtet der Schüler.
Obwohl Rassismus sich oft subtil äußert, kommt es auch zu direkten Konfrontationen an Schulen, erklärt Daniel Fedotov (16) von der Bezirksschülervertretung Mülheim: „Manchmal wird Rassismus von Schülern als Spaß verharmlost. Es gab sogar Fälle, in denen Schüler den Hitlergruß gezeigt haben. Man hat aber gemerkt, dass sie es nicht aus Überzeugung taten, sondern weil sie es nicht ernst nahmen.“ Als Reaktion darauf habe die Schule Oberstufenschüler durch die Klassen geschickt, um über den Zweiten Weltkrieg aufzuklären: „Wenn die Aufklärung von Menschen kommt, die einem nahe sind, ist es oft einfacher“, meint Fedotov.
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Andreas Illigen, Sprecher der Mülheimer Schulleitungen, betont, dass sich der zunehmende Anteil von AfD-Wählern auch in der Elternschaft widerspiegele. „Der Rassismus, den wir bei Schülern beobachten, hat oft seinen Ursprung im Elternhaus. Das führt nicht nur zu Konflikten zwischen den Schülern, sondern auch Lehrkräfte werden gelegentlich aufgrund ihrer Herkunft verspottet“, erklärt Illigen. „Jeder in der Schule hat das Recht darauf, vor so etwas geschützt zu werden. Deswegen müssen wir für ausreichend Aufklärung sorgen.“
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