Dompteur Dieter Dittmann zeigt ab heute seine Show im Zelt von Circus Probst. Gastspiel auf dem Zirkusplatz an der Mintarder Straße läuft bis zum Sonntag.

Macht Männchen: Sehen die Tiger in dieser Position nicht aus wie putzige Pinguine oder Erdmännchen? Bild: Stephan Glagla / WAZ FotoPool
Macht Männchen: Sehen die Tiger in dieser Position nicht aus wie putzige Pinguine oder Erdmännchen? Bild: Stephan Glagla / WAZ FotoPool © Stephan Glagla / WAZ FotoPool

Irgendwann ist ja immer das erste Mal. Auch Dieter Dittmann hatte da sein ganz spezielles Rendezvous. Und, Herr Dittmann, wie hat's sich angefühlt? Der 52-Jährige schmunzelt: „Die Tiere waren mit Sicherheit weniger aufgeregt als ich.” Seit 1985 arbeitet Dittmann mit Raubkatzen, bringt ihnen für Zirkusshows zunächst Manieren und dann atemraubende artistische Einlagen bei. Von heute an bis Sonntag sind er und seine fünf bengalischen Tiger im Programm des Circus Probst auf dem Kirmesplatz an der Mintarder Straße zu sehen.

Eine besondere Zuneigung zu Tieren hatte der im unterfränkischen Haßfurt aufgewachsene Dittmann schon als Kind. 1972 begann er eine Ausbildung zum Tierpfleger im Frankfurter Zoo, der stand seinerzeit unter prominenter Leitung, Bernhard Grzimek gilt noch heute als populärster Tierfachmann Westdeutschlands. Die Frankfurter Zeit waren gute Lehrjahre, auch die Verführung, mehr zu wollen, als die Tiere nur zu versorgen. Großkatzen, ihre eleganten Bewegungen, ihre unglaubliche Wachsamkeit, selbst wenn man denkt, sie sind weggenickt . . . Im Zoo hielt sich Dittmann viel bei den Pflegern auf, „die was mit ihren Tieren anfingen”.

In der Freizeit fuhr er, wann immer es ging, zum Zirkus, schaute Dompteuren über die Schulter. „Ich hab' versucht, jede Probe mitzubekommen”, erinnert sich der 52-Jährige. Bei der Dressur mit Elefanten und Tigern am Österreicher National-Circus Louis Knie durfte er assistieren, später trat er mit dem Althoff-Clan mit eigener Elefantengruppe im Pariser Lido auf. Dann kam der Winter 1985/86. Der Circus Herkules wollte seine vier Löwen und zwei Tiger, die er nur in einer Tierschau präsentierte, ins Showprogramm einbinden und suchte einen Tierlehrer. Dittmanns Chance.

Das erste Mal. So einfach ist das nicht. Bevor sich Dittmann den Tieren nähern konnte, musste er erst mal ihr Vertrauen gewinnen. Wieder schmunzelt er milde: „Es nützt ja nichts, wenn ich will, aber die nicht wollen.” Monate vergingen, bis die Tiere auf ihn zukamen, wenn er sich näherte. Na klar: Das ist der Mann, der immer Futterhappen bei sich hat. Als er zum ersten Mal ins Rondell trat, so der Tierlehrer, „waren die Katzen eigentlich ganz zivilisiert, sie haben es mir leicht gemacht”.

Erste Übungen, jedem Raubtier seinen Hocker. Dann erste Sprünge auf Kommando, später Sprünge von Postament zu Postament, ein Tiger über den anderen, ein Sprung durch den Reifen. „Bis daraus schließlich eine Nummer wird”, sagt Dittmann, „dauert es schon zwei, drei Jahre.” Und Achtung: Es sind immer noch keine Schmusekatzen. „Man muss ein gutes Auge haben und schnell erkennen, was los ist”, sagt der 52-Jährige. Eine ernsthafte Verletzung habe er noch nicht erlitten, er spricht von „Kleinigkeiten, Kratzern”, zu denen es kommen könne, wenn man zu unvorsichtig sei, die Distanz zu den Tieren nicht wahre. Dittmann berührt seine Tiger nicht.

Der 52- Jährige, der nur vier bis sechs Wochen im Jahr im heimischen Marburg bei seiner Frau sein kann, hat in diesem wie im letzten Jahr schon ein Tour-Engagement beim Circus Probst. Die fünf bengalische Tiger, alle sechs Jahre alt und Nachzuchten aus dem Safari-Park in Stukenbrock, gehören ihm. Mit ihnen, einem Transporter, einem Wohnwagen und dem Equipment zieht er durch die Lande. Ruda, Sita, Laxmi, Brami und Durga werden heute ihren ersten Auftritt in Mülheim haben. Und dann werden sie Kunststücke zeigen, die selten zu sehen sind in einer Tiger-Show, etwa das Vorwärtsbewegen nur auf ihren Hinterläufen. Sicher gibt's dafür einen leckeren Happen Rindfleisch als Belohnung.