Mülheim. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger verlieren den Überblick: Wichtige Post wird nicht zugestellt, Mülheimer suchen verzweifelt nach Antworten.

Probleme mit der Post: Nachdem Alexandra Schirm zu Jahresbeginn ihre Erfahrungen an der Lehnerstraße in Saarn geschildert hatte, melden sich nun weitere Bürgerinnen zu Wort, um von ihren eigenen Herausforderungen im Zusammenhang mit vermisster Post und Zustellungsproblemen zu berichten. Nicht nur aus dem nahen Umfeld der Lehnerstraße, sondern auch aus anderen Stadtteilen. Welche Herausforderungen haben die Zusteller? Und was kann man als betroffene Person tun?

Christine H. aus Saarn ist vor rund einem halben Jahr nur zwei Häuser an der Lehnerstraße weitergezogen: „Und dann kam immer weniger Post. Unsere ehemalige Postbotin ist ungefähr zeitgleich nicht mehr für die Lehnerstraße zuständig gewesen.“ Lohnabrechnungen seien zum Arbeitgeber zurückgeschickt worden, da angeblich die Adresse nicht stimme. Dabei kämen Pakete an, nur die Briefe nicht. An der Luxemburger Allee soll es ähnliche Probleme geben.

An der Lehnerstraße in Mülheim-Saarn: Keine Post in Sicht

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Den neuen Zusteller können wir gar nicht ansprechen, der ist immer sofort weg.
Christine H. - Bürgerin aus Saarn

Auch die Bankkarte erreicht Christine H. nicht. Wenn sie die Möglichkeit hätte, ihre Post abzuholen, würde sie es tun, jedoch sei dies vor allem bei wichtigen Dokumenten nicht möglich. Nachdem sie sich bei der Post gemeldet habe, seien nur wenige Briefe aufgetaucht: „Den neuen Zusteller können wir gar nicht ansprechen, der ist immer sofort weg.“

Auch Heike B. an der Kirchstraße in Broich ist aktuell auf der Suche nach einem Einschreiben: „Ich habe keine Ahnung, was das sein könnte, vielleicht ist eine Kündigung? Oder eine Knolle?“ Sie fand nur den Zettel in ihrem Briefkasten, dass ein Einschreiben zu einer Postfiliale gebracht worden sei – Absender unbekannt. In der Postfiliale habe sich herausgestellt, dass diese gar keine Einschreiben annehme und diese zur Abholung vorhalte. Heike B. weiß nicht weiter. Gemeldet bei der Post habe sie sich bereits. „Ich wurde gebeten, zu einer anderen Filiale zu gehen und da war der Brief auch nicht.“

Vor allem wird wichtige Post in Mülheim vermisst

Eine weitere Bewohnerin aus Saarn kommentiert, dass über Monate Post verspätet oder nicht zugestellt worden sei. Mehrmals habe sie sich bei der Post beschwert, jedoch ohne Lösung. Die Gesundheitskarte ihres Sohnes sei dreimal verschickt worden, bevor sie angekommen sei. Die Saarnerin zeigt Verständnis für die Probleme des Personalmangels und erwartet nicht, dass alle Briefe am angekündigten Tag ankommen. Doch sie sollten zumindest ankommen.

Ghita Yu wohnt an der Fuchsgrube in Speldorf und erzählt, dass es seit ungefähr einem Jahr schon Probleme bei der Zustellung gebe: Alle ihre Pakete würden direkt zur Postfiliale geschickt. Vor der Zusammenlegung von Brief- und Paketsendungen habe sie ihren Postboten gut gekannt, doch jetzt sieht sie die Zusteller kaum: „Nette Leute, aber neu, die machen einfach ihren Job, da gibt es keine große Kundenorientierung“, bemängelt die Speldorferin.

Die Probleme der Zusteller in Mülheim

Bei der Gewerkschaft Verdi ist das Thema nicht unbekannt. Gewerkschaftssekretärin Yasemin Kizilirmak berichtet, dass je nach Höhe der Sendungsmenge täglich Änderungen für die Zustellroute der Paketboten möglich seien: „Das kann für die Zusteller sehr belastend sein, vor allem wenn die Zustellbezirke vergrößert werden.“ Dazu komme auch, dass die Zusteller auf Fahrrädern manchmal zu große oder schwere Sendungen transportieren müssen: „Die Zusteller sind heutzutage immer ausgelastet. Es gibt keinen Tag, an dem mal ein bisschen weniger los ist.“ Zudem betont Kizilirmak, dass es das Ziel der Post sei, Brief- und Paketpost grundsätzlich zusammen auszuliefern.

Aufgrund personeller Probleme, hoher Belastung, und Witterungsverhältnisse, die zu krankheitsbedingten Ausfällen führen, kommt es zu unbesetzten Bezirken.
Yasemin Kizilirmak - Verdi

Laut Kizilirmak werden in Mülheim bereits einzelne Briefe von Paketzustellern mitgenommen, und kleinere Pakete von Briefzustellern zugestellt: „Die Verknüpfung der Brief- mit der Paketzustellung, also die Verbundzustellung, wird immer mehr ausgeweitet und führt bei den betroffenen Kolleginnen und Kollegen zu Veränderungen der bisherigen Arbeitsabläufe.“ Diese Veränderungen seien nicht immer optimal verlaufen, viele Zusteller sollen sich beschwert haben: „Aufgrund personeller Probleme, hoher Belastung, und Witterungsverhältnisse, die zu krankheitsbedingten Ausfällen führen, kommt es zu unbesetzten Bezirken. Rückstände über Monate sind uns hier nicht bekannt.“ Außerdem berichtet Yasemin Kizilirmak, dass sich bauliche Probleme in Mülheims neuem Postverteilzentrum auf betriebliche Arbeitsabläufe auswirke und für Mehrbelastungen sorge.

Die Zukunft der Verbundzustellung in Mülheim

Auf Nachfrage der Redaktion, wie die sogenannte Verbundzustellung (Pakete und Briefe) organisiert ist und für die Zukunft organisiert werden soll, ist die Deutsche Post aktuell nicht eingegangen. Bereits im März 2022 informierte die Deutsche Post darüber, dass aufgrund rückläufiger Briefsendungen und des anhaltenden Anstiegs von Paketmengen die Verbundzustellung, bekannt aus ländlichen und suburbanen Regionen, auch teilweise als Ziel für Innenstädte betrachtet werde.

Die Bundesnetzagentur, zuständig für die Marktregulierung und Wettbewerbsaufsicht über Postanbieter, teilt auf Anfrage der Redaktion mit, dass im vergangenen Jahr keine auffällige Häufung von Beschwerden aus Mülheim eingegangen sei: „Bis Ende November 2023 sind insgesamt rund 35.000 Eingaben bei der Bundesnetzagentur eingegangen. Das ist ein ähnlich hoher Wert wie Ende November 2022. Da waren es ca. 36.000 Eingaben. Im Monat November 2023 konnte die Bundesnetzagentur keine besondere Beschwerdehäufung aus Mülheim an der Ruhr feststellen, die Anlass für weitere Schritte wäre.“ Die Auswertung des Dezembers werde voraussichtlich Ende dieses Monats vorliegen, heißt es.

Zweite Anlaufstelle für Betroffene: Beschwerde bei der Bundesnetzagentur

„Wenn es viele Beschwerden aus einer Region oder zu einem bestimmten Thema gibt, überprüfen wir das Postunternehmen. Die Ergebnisse dieser Überprüfungen, einschließlich der betroffenen Postleitzahlgebiete, werden regelmäßig auf unserer Website veröffentlicht“, erklärt die Bundesnetzagentur. Damit die Bundesnetzagentur ernsthafte Probleme in der Postzustellung erkennen kann, wird empfohlen, bei langfristigen Schwierigkeiten, die vom jeweiligen Postdienstleister nicht behoben werden können, eine Beschwerde bei der Bundesnetzagentur einzureichen, etwa online über bundesnetzagentur.de.

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