Mülheim. Mülheims Verwaltung schlägt vor, den städtischen Wald, rund 1000 Hektar, nicht mehr selbst zu pflegen. Was nun zur Entscheidung vorliegt.

Das Angebot liegt vor, Umweltdezernent Felix Blasch glaubt an dessen Qualität: Die Stadtverwaltung will den Betrieb des Mülheimer Waldes, rund 1000 Hektar insgesamt, in andere Hände geben.

Mit einer entsprechenden Beschlussvorlage geht Blasch nun in die politischen Beratungen, am Ende soll eine Entscheidung dazu am 14. Dezember im Stadtrat fallen. Bereits im Juni 2021 hatten CDU und Grüne eingefordert, die Stadt möge mit RVR Ruhr Grün, einer eigenbetriebsähnlichen Einrichtung des Regionalverbandes, Verhandlungen führen mit der Option, den Mülheimer Forstbetrieb, also die Pflege und Bewirtschaftung des städtischen Waldes, womöglich zu übertragen. Schwarz-Grün hatte seinerzeit gemutmaßt, dass sich mit der Fremdvergabe des Forstbetriebs Geld einsparen lasse für die überschuldete Stadt. Der Forstbetrieb war seinerzeit ein Zuschussbetrieb mit gut 882.000 Euro Minus, heute sind es knapp eine Million Euro.

„Die Hoffnung, man würde es zum halben Preis bekommen, hat sich nicht bestätigt“

Nach mehr als zwei Jahren liegt nun endlich ein Angebot von RVR Ruhr Grün vor. Der Betrieb verlangt 930.000 Euro für sein Wirken im Mülheimer Wald. In der Bilanz mit dem Aufwand, der bei der Stadt verbleiben würde (etwa der Winterdienst), und den Einnahmen, die die Stadt etwa durch Verpachtung ihrer Maschinen an RVR Ruhr Grün erzielen würde, kommt eine von der Verwaltung präsentierte Bilanz zum Ergebnis, dass Betriebsübergang beziehungsweise Verbleib des Forstbetriebs bei der Stadt etwa gleich viel kosten würden. „Die Hoffnung, man würde es zum halben Preis bekommen, hat sich nicht bestätigt“, so Blasch.

Das Umweltdezernat empfiehlt dennoch, Mülheims Wald in die Obhut von RVR Ruhr Grün zu geben. Es könnte „ein Schritt in Richtung einer stärkeren regionalen Zusammenarbeit unter dem Dach des RVR gemacht werden“, so Felix Blasch dazu. Erst einmal schlägt sein Dezernat aber nur eine Testphase von drei Jahren ab 2025 vor. „Die Testphase war uns wichtig, weil wir die Sensibilität kennen“, sagt Blasch mit Blick auf Bürgerinnen und Bürger, aber auch auf die Kritik, die Umwelt- und Naturschutzverbände an den städtischen Plänen geäußert hatten. Er ist aber optimistisch, dass RVR Ruhr Grün die Erwartungen erfüllen kann.

Mülheim ist grün, rund 1000 Hektar Waldfläche sind im städtischen Besitz. Jetzt soll die Politik entscheiden, wer den Wald künftig pflegen und entwickeln soll.
Mülheim ist grün, rund 1000 Hektar Waldfläche sind im städtischen Besitz. Jetzt soll die Politik entscheiden, wer den Wald künftig pflegen und entwickeln soll. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Mülheims Umweltdezernent: RVR Ruhr Grün wäre „ein leistungsfähiger Partner“

Der RVR-Betrieb wäre „ein leistungsfähiger Partner, der sehr viele Hektar Wald bewirtschaftet“, so der Umweltdezernent. Er habe auch Erfahrung in der Bewirtschaftung „ökologisch sensibler Flächen“ wie etwa am Auberg in Saarn. Insgesamt bewirtschaftet RVR Ruhr Grün nach eigenen Angaben 16.500 Hektar Wald. Damit betreue er mehr als 60 Prozent der in städtischem Besitz befindlichen Wälder im Ruhrgebiet und rund ein Fünftel aller Waldflächen in der Metropole Ruhr.

Mülheims Prinzip der ökologischen Waldbewirtschaftung, die an festen Kriterien für eine Zertifizierung ausgerichtet sei, bleibe, verspricht Blasch. Eine Arbeitsgruppe Wald, in der neben Politikern auch Mitglieder jener kritischen Verbände mitgewirkt haben, habe dazu ein aktuelles Positionspapier erarbeit, das die ökologische Bewirtschaftung des Mülheimer Waldes festschreibe – was sich auch im Leistungsverzeichnis für RVR Ruhr Grün wiederfinde, so Blasch. Allerdings mit der Einschränkung, dass im Papier zusätzlich Ziele zur Waldbewirtschaftung formuliert seien, für die noch keine Etatmittel seitens der Politik freigegeben seien. Dazu zählen laut Blasch etwa ein Reitwegekonzept, Projekte zur naturnahen Entwicklung von Bachläufen im Wald und anderes.

Personalmangel: Stadt räumt „Bewirtschaftungsstau“ im Mülheimer Wald ein

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Klar ist aber: Die Verwaltung will RVR Ruhr Grün mindestens in der Testphase nicht aus den Augen verlieren. Eine Verwaltungsstelle soll dafür eingerichtet werden, die Kooperation städtischerseits zu steuern und zu überwachen. Blasch stellt klar, dass eine Entscheidung pro RVR-Betrieb nicht ein Verkauf des Waldes bedeute. „Die Stadt wird in jedem Fall Eigentümerin des Waldes bleiben.“ Mitarbeitern des städtischen Forstbetriebs sollen die Möglichkeit haben, zu RVR Ruhr Grün zu wechseln.

Eine Entscheidung drängt, macht die Verwaltung in ihrer aktuellen Vorlage deutlich – schließlich habe man, um einen Betriebsübergang nicht zu erschweren, in der Vergangenheit im eigenen Forstbetrieb vier vakante Stellen nicht neu besetzt. Aktuell stellt die Stadt einen „Bewirtschaftungsstau“ fest.

So sah sie sich in diesem Jahr genötigt, mangels eigenen Personals RVR Ruhr Grün schon mal mit Aufträgen zur Verkehrssicherung in Mülheims Wäldern zu beauftragen. Um Fällaktionen im Witthausbusch und am Dennebusch hatte es einige Aufregung gegeben. Laut Umweltamtsleiterin Ulrike Bresa hatte sich die Kooperation mit der Zeit aber eingespielt. Man habe sich „zusammengerauft – es passt jetzt gut“, hatte sie zuletzt festgestellt.

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